Gewerkschaften wollen Urabstimmung Im Kita-Tarifstreit drohen unbefristete Streiks

Offenbach · In den deutschen Kindertagesstätten drohen unbefristete Streiks: Nachdem am Dienstag in Offenbach auch die fünfte Verhandlungsrunde über die Bezahlung des Kita-Personals ergebnislos blieb, kündigten die Gewerkschaften Verdi und GEW eine Entscheidung über eine Urabstimmung an.

 Die Gewerkschaft Verdi

Die Gewerkschaft Verdi

Foto: dpa, dna fdt

Die kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) und die Vertreter von Verdi und GEW hatten am Montag und Dienstag erneut über die Forderung der Gewerkschaften, die Beschäftigten an Kitas höher einzugruppieren. Nachdem die Tarifverhandlungen in Offenbach erneut gescheitert seien, könnte es zu einer Urabstimmung und zu unbefristeten Streiks der 240.000 Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst kommen.

Die Arbeitgeber warfen den Gewerkschaften mangelnden Verhandlungswillen vor. Verdi-Chef Frank Bsirske warf den Arbeitgebern im Anschluss vor, "jeden generellen Handlungsbedarf zur überfälligen Aufwertung der Tätigkeiten im Sozial- und Erziehungsdienst" zu leugnen. Es gebe immer noch kein verhandlungsfähiges Angebot. Deshalb werde die Bundestarifkommission über das Scheitern der Verhandlungen und die Einleitung der Urabstimmung in der kommenden Woche entscheiden.

Bsirske warf den Arbeitgebern vor, sie wollten "den Konflikt auf dem Rücken von Eltern und deren Kindern in den Kitas aussitzen". Angesichts der gestiegenen pädagogischen Anforderungen im Sozial- und Erziehungsdienst erwarteten die Beschäftigten eine angemessene Bewertung ihrer Arbeit - "und sie sind auch entschlossen, dafür den nötigen Druck zu entfalten".

Verhandlungen sind festgefahren

GEW-Vorstandsmitglied Norbert Hocke warf den Arbeitgebern vor, sie hätten versucht, die Gewerkschaften im Klein-Klein zu verstricken. Es habe immer nur Detailangebote für einzelne Berufsgruppen gegeben. Diese seien weit von substanziellen materiellen Verbesserungen entfernt gewesen.

Dagegen forderten die Arbeitgeber die Gewerkschaften auf, die Verhandlungen fortzusetzen. Bisher seien Verdi und GEW auf keinen Vorschlag eingegangen oder hätten in irgendeiner Weise Kompromissbereitschaft gezeigt. "Ihr Streik-Fahrplan scheint festzustehen. Inhaltliche Verhandlungen stören da offenbar eher", erklärte VKA-Hauptgeschäftsführer Manfred Hoffmann.

Laut Hoffmann lag von Arbeitgeberseite ein "umfangreiches Papier" vor, das etwa für Erzieher in Aufgabenbereichen wie Inklusion oder Sprachförderung oder mit Fachweiterbildungen einen Aufstieg um ein oder zwei Entgeltgruppen oder von bis zu 443 Euro pro Monat in Aussicht gestellt habe. Kinderpfleger würden durch das Arbeitgeberangebot demnach bis zu 200 Euro pro Monat mehr verdienen, Kita-Leitungen bis zu 430 Euro.

(AFP)
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