Silvester Übergriffe auf Frauen in Hamburg — Polizei sucht Zeugen

Hamburg · Der Kölner Hauptbahnhof war nicht der einzige Ort in Deutschland, an dem es in der Silvesternacht zu einer Vielzahl von sexuellen Übergriffen auf Frauen gekommen ist. Auch bei der Hamburger Polizei gingen mehrere Anzeigen ein. Die Täter gingen auffallend ähnlich vor wie in Köln.

 Die Partymeile Große Freiheit in Hamburg. Auch hier soll es an Silvester sexuelle Übergriffe auf Frauen gegeben haben. Die Täter gingen offenbar ähnlich vor wie in Köln.

Die Partymeile Große Freiheit in Hamburg. Auch hier soll es an Silvester sexuelle Übergriffe auf Frauen gegeben haben. Die Täter gingen offenbar ähnlich vor wie in Köln.

Foto: tmn

Ein Sprecher der Hamburger Polizei bestätigte unserer Redaktion, dass sich die Vorfälle in Hamburg den Vorfällen vom Kölner Hauptbahnhof ähnelten. Auch in Hamburg wurden Frauen sexuell belästigt und dann bestohlen. Bislang habe man Kenntnis über zehn Fälle. Die Opfer waren zwischen 18 und 24 Jahre alt. Gestohlen wurden Geldbörsen, Papiere, Bargeld und Smartphones.

Ähnlich wie in Köln wurden die Opfer in der Menschenmenge gleichzeitig von mehreren Männern bedrängt. Auch in Hamburg werden die Täter als südländisch oder arabisch aussehend beschrieben.

Auf der Partymeile Große Freiheit in Hamburg haben an Silvester etwa 50.000 Menschen den Jahreswechsel gefeiert. "Wir waren mit einem großen Polizeiaufgebot vor Ort", sagte Holger Vehren, Sprecher der Hamburger Polizei. Dennoch seien den Beamten im Getümmel die Übergriffe auf Frauen nicht aufgefallen. "Die erste Anzeige ging rund eine Stunde nach dem Vorfall ein", sagte Vehren. Am Montag lagen dann bereits sechs Anzeigen vor, bis Dienstag stieg die Zahl auf zehn. "Ich kann nicht in die Zukunft schauen, aber es nicht unwahrscheinlich, dass noch weitere Anzeigen kommen werden", sagte Vehren.

Die Polizei hat einen Zeugenaufruf veröffentlicht. Bislang gebe es nur vage Personenbeschreibungen, weshalb die Polizei Besucher, die in der Silvesternacht zwischen 0.30 Uhr und 2 Uhr auf der Großen Freiheit und im Bereich des Beatles-Platz Fotos gemacht oder etwas gesehen haben, bittet sich zu melden.

Obwohl die Täter an beiden Orten auffallend ähnlich vorgingen, wird es nach bisherigem Stand keine Zusammenarbeit zwischen der Polizei in Köln und in Hamburg geben. "Wir haben Kontakt aufgenommen", sagte Vehren unserer Redaktion. Bislang seien aber keine gemeinsamen Ermittlungen geplant.

Bei Politik und Polizei herrscht nach den Übergriffen von Köln Entsetzen. "Wir nehmen es nicht hin, dass sich nordafrikanische Männergruppen organisieren, um wehrlose Frauen mit dreisten sexuellen Attacken zu erniedrigen", sagte NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD). "Deshalb ist es notwendig, dass die Kölner Polizei konsequent ermittelt und zur Abschreckung Präsenz zeigt."

Am Dienstagvormittag findet bei Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker eine Krisensitzung statt. Daran sollen unter anderem die Kölner Polizei, die Bundespolizei und Stadtdirektor Guido Kahlen teilnehmen, wie eine Stadtsprecherin sagte. Es soll auch überlegt werden, welche Maßnahmen man für den bevorstehenden Karneval in Köln treffen will.

(lsa)
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