Krankenhäuser in Not In Kliniken fehlen 5000 Ärzte

Düsseldorf (RP). In vier von fünf Krankenhäusern bleiben Stellen von Medizinern unbesetzt. Vor allem an Internisten, Chirurgen und Psychiatern fehlt es. In ländlichen Gebieten ist der Mangel erheblich.

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Foto: AP

Immer mehr Krankenhäuser in Deutschland müssen Stellen unbesetzt lassen. Im vergangenen Jahr fehlten 5000 Ärzte in Kliniken, wie eine Studie des deutschen Krankenhausinstituts belegt, die unserer Zeitung vorliegt. Die Zahl der unbesetzten Stellen ist im Vergleich zum Vorjahr um 1000 angewachsen. Die Entwicklung verläuft rasant: 2006 lag die Zahl der unbesetzten Stellen bei nur 1300.

Dabei ist der Mediziner-Mangel längst nicht mehr ein rein ostdeutsches Problem. Mittlerweile hat die große Mehrheit von 80 Prozent der Kliniken Schwierigkeiten, offene Stellen im ärztlichen Dienst zu besetzen. In Ostdeutschland fehlen in Krankenhäusern mit entsprechenden Problemen im Durchschnitt gut sechs Mediziner, während es in den alten Ländern knapp vier Mediziner pro Hospital sind.

"Vor allem in der Psychiatrie, in der inneren Medizin und in der Chirurgie fehlen Ärzte", sagte ein Sprecher der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG). Die DKG hat nun eine weiterführende Studie in Auftrag gegeben, die ermitteln soll, wo welche Fachärzte in den Kliniken benötigt werden.

Es mangelt an Nachwuchs

Als eine wichtige Ursache für den Ärztemangel gilt der fehlende Nachwuchs bei den Medizinern. Zwar kommen jährlich rund 9000 Mediziner mit bestandenem Examen von den Unis, doch immer mehr suchen sich einen Job, in dem sie keine Patienten mehr versorgen. Sie bleiben in der Wissenschaft, heuern bei Verbänden, Unternehmen oder in den Medien an. Die Ärzteschaft selbst mahnt, dass die Zugangsvoraussetzungen für das Medizinstudium auf bessere Praxistauglichkeit zielen müssten. Derzeit werde die große Mehrheit der angehenden Mediziner weiterhin nach der Abiturnote ausgesucht. Die wachsende Zahl an Ärztinnen, die häufiger Halbtagsstellen bekleiden, gilt als weiterer Grund für zu viele offene Stellen.

"Der Ärztemangel ist im ländlichen Raum und in Gebieten, wo der demographische Wandel schon vorangeschritten ist, besonders spürbar", sagte Mecklenburg-Vorpommerns Gesundheitsministerin und SPD-Vizechefin Manuela Schwesig. An der ostdeutschen Küste werden bereits eine Reihe von Modellprojekten erprobt, wie dem Mediziner-Mangel begegnet werden kann. Beispielsweise darf eine Krankenschwester im Auftrag eines Arztes Patienten besuchen, Medikamente kontrollieren und Blutdruck messen. "Das Modell hat aber einen Haken", meinte Schwesig. "Eine Schwester darf nur für einen Arzt arbeiten und erhält pro Besuch nur 17 Euro." Hier müsse Bundesminister Rösler Druck machen, dass die Selbstverwaltung im Gesundheitswesen nachbessere.

Experten schlagen Alarm

Nicht in allen Krankenhäusern, in denen Stellen frei bleiben, liegt es allein am Ärztemangel. Einige Kliniken lassen ihre Stellen auch bewusst vakant, um Kosten einzusparen. Nach vorläufigen Zahlen hat 2009 jedes vierte Krankenhaus rote Zahlen geschrieben. Für 2010 rechnen 42 Prozent der Kliniken mit einer weiteren Verschlechterung ihrer finanziellen Situation.

Wegen des Ärztemangels, der auch Praxis-Ärzte betrifft, schlagen Experten mittlerweile Alarm. "5000 offene Arztstellen in den Krankenhäusern und fast 4000 fehlende niedergelassene Ärzte sind ein gravierendes deutschlandweites Problem", sagte DKG-Hauptgeschäftsführer Georg Baum. "Um die sich verschärfenden negativen Folgen zu begrenzen, müssen an der Schnittstelle von ambulanter und stationärer Versorgung die Barrieren abgebaut werden", forderte er.

Auch in der Pflege bei medizinisch-technischen Assistenten gibt es Schwierigkeiten, ausreichend Personal zu finden. Im Vergleich zu den Vakanzen bei den Medizinern ist das Problem aber deutlich geringer. 16 Prozent der Krankenhäuser melden Schwierigkeiten bei der Suche nach Schwestern und Pflegern. Insgesamt sind derzeit 1250 Stellen unbesetzt.

(RP)
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