Deutschland und seine Zuwanderer Integration - so kann es gelingen

München · Wegen der Flüchtlingskrise diskutiert Deutschland über Integration. Nicht nur Experten sind sich darin einig, dass das kein Hexenwerk ist, sondern Ergebnis harter Arbeit. Mehrere Beispiele zeigen, wie es gehen kann.

Angekommen: Fünf Beispiele für gelungene Integration
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Angekommen: Fünf Beispiele für gelungene Integration

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Foto: dpa, wok fpt jai fpt

Integration ist Dauerthema. Zuletzt auch am Montagabend bei "Hart aber fair" mit Frank Plasberg. Für die Sendung hatte er Gäste ausgewählt, die als Beispiele für perfekt integrierte Zuwanderer gelten.

Peter Maffay, ursprünglich aus Rumänien stammend, heute Rockstar. Nazan Eckes, Kind türkischer Gastarbeiter, heute TV-Moderatorin. Neven Subotic, als Flüchtlingskind aus Bosnien nach Deutschland geflohen, heute Fußballstar.

Dabei ist gelungene Integration nicht nur Promis vorbehalten. Das zeigen mühelos auch andere Beispiele. Ihre Biographien stehen für die Faktoren, ohne die es nicht gehen kann: Arbeit. Wohnungen. Sprache. Austausch mit der ansässigen Bevölkerung.

Ähnlich die von der Bundesregierung beschlossenen Eckpunkte, die Zuwanderer nach dem Motto "Fördern und Fordern" in die Pflicht nehmen sollen. Ablehnung oder Abbruch von Integrationskursen soll zu Leistungskürzungen führen. Geplant sind auch Wohnsitzzuweisungen und zusätzliche Arbeitsgelegenheiten wie Ein-Euro-Jobs.

Allerdings wurden Anfang der Woche in Dresden bei einer Tagung von Integrationsbeauftragten von Bund, Ländern und Kommunen Wünsche nach Verbesserungen laut. So mahnte Sachsens Integrationsministerin Petra Köppig (SPD) mehr Unterstützung vom Bund an. Das Thema Sprache spiele eine ganz wichtige Rolle. Wenn die Sprachkurse nicht liefen, sei alles Nachfolgende - zum Beispiel die Integration auf dem Arbeitsmarkt - nicht lösbar: "Wir müssen im Bund überlegen, wo wir die Prioritäten setzen." Deutschland befinde sich derzeit in einer wirtschaftlich und finanziell sehr guten Situation. "Was wir in der Integration heute verpassen, das werden wir in Zukunft doppelt und dreifach bezahlen."

Auch der Migrationsforscher Philipp Ther erkennt Defizite in den bisherigen Plänen. Integration sei "ein zwei- oder mehrseitiger Prozess, keine einseitige Anpassung einer Minderheit an die Mehrheit", schreibt er in einem Gastbeitrag in der "Süddeutschen Zeitung" (Dienstag). Sie könne nur gelingen, wenn sie mit den Betroffenen ausgehandelt würde.

Sämtliche historische Fälle, die als Beispiel für gelungene Integration gelten könnten, beruhten auf Partizipation, so der Wiener Wissenschaftler weiter. Solange jedoch "ein Großteil der Flüchtlinge im Lager sitzt und nicht einmal einen Antrag auf Asyl stellen darf, kann die Integration nicht beginnen."

In einem ersten Schritt müsse die Gesellschaft aufhören, Flüchtlinge nur als Empfänger von Zuwendungen zu betrachten, "seien es staatliche Sozialleistungen oder gut gemeinte private Spenden." Menschen, die etwa von Syrien nach Deutschland über 4000 Kilometer überwunden hätten, verfügten offensichtlich über Energie, die es zu mobilisieren gelte.

Langfristig müsse Integration als Angebot formuliert werden. Es sei schädlich, sie "mit Pflichten, Zwängen und Sanktionsdrohungen zu überfrachten", warnt Ther. "Strafen kann man androhen, aber sie werden das Fernziel der Integration beschädigen, wenn sie damit in einen direkten Zusammenhang gebracht werden." Eine wichtige Rolle spielten dagegen Bildung und Aufklärung, beispielsweise bezüglich der "Israelfeindschaft, die etwa Syrer und Iraker seit der ersten Schulklasse durch staatliche Propaganda eingebläut bekamen."

(pst/KNA/dpa)
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