Neue Studie Deutsche fühlen sich vom Islam bedroht

Gütersloh · Obwohl sich eine große Mehrheit der Muslime in Deutschland an westlichen Werten orientiert, empfinden immer mehr Deutsche den Islam als Bedrohung. Das zeigt eine neue Studie.

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Foto: afp, FC

Die neue Sonderauswertung "Islam" der Bertelsmann Stiftung zeigt das Missverhältnis zwischen der Einstellung von Muslimen und dem Rest der Bevölkerung in Deutschland. Anschläge und Terror durch radikale Organisationen wie IS und Al Qaida dürften ihren Teil zur aktuellen Entwicklung beigetragen haben: Immer mehr Deutsche stehen dem Islam kritisch gegenüber.

Demnach fühlen sich 57 Prozent der Nicht-Muslime in Deutschland vom Islam bedroht. Im Jahr 2012 waren es noch 53 Prozent. 61 Prozent sind der Meinung, der Islam passe nicht in die westliche Welt. Die Angst ist dort am größten, wo die wenigsten Muslime leben. In Thüringen und Sachsen sind es 70 Prozent, die den Islam fürchten. In Nordrhein-Westfalen, wo jeder dritte Muslim lebt, sind es 46 Prozent.

Das Ergebnis steht im Kontrast zur Einstellung der in Deutschland wohnenden Muslime. Denn diese orientieren sich in großer Mehrheit an westlichen Werten. "Für Muslime ist Deutschland inzwischen Heimat. Sie sehen sich aber mit einem Negativ-Image konfrontiert, das anscheinend durch eine Minderheit von radikalen Islamisten geprägt wird", so Yasemin El-Menour, Islam-Expertin der Stiftung.

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Foto: dpa, sdt moa

Die repräsentative Befragung unter 937 Muslimen über 16 Jahren zeigt, dass 90 Prozent der hochreligiösen Muslime die Demokratie in Deutschland für eine gute Regierungsform halten. Und 63 Prozent der Befragten überdenken nach eigenen Angaben regelmäßig ihre religiöse Einstellung. In der Türkei stellt nur jeder dritte seinen Glauben kritisch in Frage.

Auch in Bezug auf Homosexualität zeigen sich die befragten Muslime tolerant. 60 Prozent stimmen einer gleichgeschlechtlichen Hochzeit zu, unter den hochreligiösen Befragten sind 40 Prozent dafür. Im Vergleich: In der Türkei stehen einer Ehe unter homosexuellen Partnern nur zwölf Prozent positiv gegenüber.

Die Befragten sollten im Rahmen der Studie außerdem Angaben zu ihrem Kontakt außerhalb der eigenen Glaubensgemeinschaft machen. Daraus geht hervor, dass 90 Prozent von ihnen in der Freizeit Kontakt zu Nicht-Muslimen haben. Jeder Zweite gibt an, genau so viele Kontakte außerhalb wie innerhalb der Glaubensgemeinschaft zu haben.

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Im Fazit der Studie heißt es, dass der Kontakt zu den Muslimen in Deutschland und das Alter entscheidend für das Islam-Bild seien. Bildungsniveau, politische Orientierung und sozialer Status seien weniger entscheidend.

Die Studie basiert auf repräsentativen Umfragen von 14.000 Personen aus 13 Ländern. Das Meinungsbild in Deutschland wurde Ende November 2014 erhoben.

(lnw)
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