Deutschland-Statistik Jeder fünfte Einwohner hat Migrationshintergrund
Wiesbaden (RPO). Noch nie haben in Deutschland so viele Menschen mit Migrationshintergrund gelebt wie heute. Im vergangenen Jahr wurden beim Mikrozensus erstmals über 16 Millionen dieser Einwohner gezählt, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden mitteilte. Damit war etwa jeder fünfte Bürger (19,6 Prozent) ein seit 1950 Zugewanderter oder deren Nachkomme.
2005 hatte dieser Bevölkerungsanteil noch bei 15,3 Millionen oder 18,6 Prozent gelegen. Verantwortlich für den Zuwachs war vor allem, dass in der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund mehr Menschen starben als geboren wurden.
2009 hatten von den Einwohnern mit Migrationshintergrund 8,5 Millionen die deutsche Staatsbürgerschaft (10,4 Prozent der Bevölkerung). Ihre Zahl war seit 2005 um 811.000 gestiegen. Die Gruppe der Ausländer sank um 96.000 auf 7,2 Millionen (8,8 Prozent der Bevölkerung).
10,6 Millionen der 16 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund sind seit 1950 zugewandert, 5,6 Millionen von ihnen sind Ausländer. Bei den in Deutschland geborenen Einwohnern mit Migrationshintergrund überwiegen mit 3,8 Millionen die deutschen Staatsbürger.
70 Prozent stammen aus Europa
70,6 Prozent der Zuwanderer kamen der Statistik zufolge aus Europa, insgesamt etwa jeder Dritte aus einem Mitgliedsland der Europäischen Union. Gut drei Millionen Menschen haben ihre Wurzeln in der Türkei, 2,9 Millionen in den Nachfolgstaaten der ehemaligen Sowjetunion, 1,5 Millionen in den Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawiens und knapp 1,5 Millionen in Polen.
Menschen mit Migrationshintergrund sind den Angaben zufolge deutlich jünger als der Rest der Bevölkerung (34,7 Jahre gegenüber 45,6 Jahre). Sie leben bevorzugt im früheren Bundesgebiet beziehungsweise in Berlin (96,2 Prozent gegenüber 81,2 Prozent). Ihnen fehlt sehr viel häufiger ein allgemeiner Schulabschluss (14,0 Prozent gegenüber 1,8 Prozent) oder ein beruflicher Abschluss (42,8 Prozent gegenüber 19,2 Prozent), und sie sind etwa doppelt so häufig erwerbslos (12,7 Prozent gegenüber 6,2 Prozent aller Erwerbspersonen). Zudem sind Menschen mit Migrationshintergrund deutlich stärker von Armut bedroht.