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Studie in Deutschland Jeder vierte nichtdeutsche Muslim gegen Integration

Jena/Berlin · Fast jeder vierte in Deutschland lebende junge Muslim ohne deutschen Pass lehnt einer Studie zufolge die Integration ab. 24 Prozent der nichtdeutschen Muslime im Alter von 14 bis 32 Jahren könnten als streng religiös, "mit starken Abneigungen gegenüber dem Westen, tendenzieller Gewaltakzeptanz und ohne Integrationstendenz" bezeichnet werden, heißt es in der Untersuchung im Auftrag des Bundesinnenministeriums. Bei den Muslimen mit deutscher Staatsangehörigkeit liege der Anteil bei 15 Prozent.

Für die Studie zu "Lebenswelten junger Muslime in Deutschland", über die am Mittwoch das Online-Portal "bild.de" zuerst berichtete, wurden Familieninterviews geführt sowie 700 junge deutsche und nichtdeutsche Muslime telefonisch befragt. Zudem wurden 692 Fernsehbeiträge aus Nachrichtensendungen analysiert.

Die Zahlen seien für ihn nicht überraschend, sagte der Jenaer Psychologe Wolfgang Frindte der Nachrichtenagentur dpa. Er war an der Untersuchung maßgeblich beteiligt. Andere Studien zeigten ähnlich hohe Anteile an fremdenfeindlichen oder anti-islamischen Einstellungen unter Deutschen. Würden auch die Eltern- und Großelterngenerationen einbezogen, zeige sich, dass der Anteil radikaler Einstellungen sinke und sich die Muslime deutlich vom islamistischen Terrorismus distanzierten.

Zum Islam bekennen sich in Deutschland nach Angaben des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge schätzungsweise vier Millionen Menschen. Knapp die Hälfte von ihnen hat die deutsche Staatsbürgerschaft.

Mehrheit versucht sich zu integrieren

Die Mehrzahl der jungen Muslime hierzulande sei bemüht, sich zu integrieren, erklärte Frindte. Sie wollten zwar ihre Herkunftskultur bewahren, gleichzeitig aber auch die deutsche Mehrheitskultur übernehmen. Die Bereitschaft zur Integration sei bei nichtdeutschen Muslimen aber weitaus geringer.

Während 78 Prozent der deutschen Muslime Integration mehr oder weniger befürworteten, seien es in der Gruppe ohne deutschen Pass nur etwa 52 Prozent. Im Vergleich zu deutschen Altersgenossen gebe es bei den befragten Muslimen stärkere Vorurteile gegenüber dem Westen, mehr Distanz zur Demokratie und eine höhere Akzeptanz von "Gewalt als Mittel zur Verteidigung der islamischen Welt gegen die Bedrohung durch den Westen".

Frindte betonte, dass Integration immer ein wechselseitiger Prozess sei. Die Studie zeige, dass sich viele Muslime angesichts eines negativen Islam-Bildes vieler Deutscher diskriminiert fühlten. Statt nur Anpassung zu fordern, müsse den jungen Muslimen zugestanden werden, die deutsche Lebenswelt mit ihrer Herkunftskultur zu verknüpfen. Auf diese Weise könne ein positives Selbstverständnis als Deutschtürke oder deutscher Muslim entstehen. Zudem müssten jungen Muslimen Angebote gemacht werden, sich politisch einzubringen. Auch ihre Bildungschancen müssten verbessert werden, empfahl der Experte.

(dpa)
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