München Jugendliche verprügeln erneut Männer in U-Bahn

München/Berlin (RPO). Nur wenige Tage nach der Attacke auf einen Rentner in München sind U-Bahn-Fahrgäste erneut von Jugendlichen angegriffen worden. In München verletzten drei Jugendliche zwei 45-jährige Männer mit Tritten und Schlägen am Kopf. In Berlin verprügelten in der Silvesternacht zwei Jugendliche einen 51-Jährigen.

 In der Münchner U-Bahn ist es erneut zu einem Zwischenfall gekommen

In der Münchner U-Bahn ist es erneut zu einem Zwischenfall gekommen

Foto: POLIZEI MUENCHEN, AP

Unionspolitiker forderten schärfere Strafen für straffällige Jugendliche und sprachen sich für Erziehungscamps aus. Aus der SPD kamen ablehnende Stimmen.

Bei einem neuen gewaltsamen Übergriff in München waren die Täter nach Angaben der beiden Opfer drei junge Männer, die in einem U-Bahn-Waggon mit einem MP3-Player so laut Musik hörten, dass sich andere Fahrgäste belästigt fühlten. Zunächst sei ein anderer Fahrgast von den etwa 20 Jahre alten Jugendlichen mehrfach ins Gesicht geschlagen worden, weil er diese gebeten habe, die Musik leiser zu stellen. Das Opfer habe sich an der nächsten Haltestelle ins Freie gerettet.

Dann forderten die beiden 45-jährigen Männer nach Angaben der Polizei die Jugendlichen auf, die Musik leiser zu stellen. Wieder sei einer der Männer mehrfach ins Gesicht geschlagen worden. Die zwei 45-Jährigen hätten daraufhin die U-Bahn verlassen. Das Trio der Jugendlichen habe die Männer verfolgt, im Zwischengeschoss einen von ihnen zu Boden geschlagen und auf ihn eingetreten. Vor der U-Bahn-Station habe dann einer der Angreifer einen Ziegelstein auf einen der Männer geworfen und ihn am Kopf getroffen.

Die Opfer erlitten Prellungen und Schürfwunden sowie eine Platzwunde am Kopf und mussten im Krankenhaus ambulant behandelt werden. Die etwa 20 Jahre alten Schläger konnten unerkannt entkommen. Vor zehn Tagen hatten zwei Jugendliche einen Rentner in der Münchner U-Bahn brutal zusammengeschlagen.

Im Berliner Stadtteil Schöneberg rissen am Silvesterabend ein 17-Jähriger und ein 19-Jähriger einen 51-Jährigen zu Boden, schlugen ihn und traten ihn in die Hüfte, wie die Polizei mitteilte. Das Opfer hatte die Jugendlichen zuvor gebeten, keine Knallkörper mehr auf den Bahnsteig zu werfen, auf dem sich eine Mutter mit ihrer kleinen Tochter befand. Die betrunkenen Täter wurden kurz darauf festgenommen. Der Polizei liegt die Aufnahme einer Überwachungskamera vor.

Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) lehnte die in der Union geforderten Erziehungscamps für jugendliche Straftäter ab. "Camps, in denen Jugendliche gedemütigt und erniedrigt werden sollen, sind nicht mit der Menschenwürde vereinbar", sagte ein Ministeriumssprecher der AFP. Dabei bezog sich der Sprecher ausdrücklich auf so genannte Bootcamps, in denen in den USA straffällige Jugendliche militärisch gedrillt und teils erniedrigt werden. Auch mehrere weitere SPD-Politiker wandten sich gegen die Unionsforderungen.

Unionsfraktionsvize Wolfgang Bosbach (CDU) sagte AFP, niemand fordere die Einführung von Bootcamps. "Ich bin mir nicht sicher, ob Frau Zypries weiß, wovon sie spricht", sagte er. Vielmehr gehe es "um Jugendhilfe-Einrichtungen, die verhindern wollen, dass jugendliche Straffällige auf Dauer in die Kriminalität abgleiten". Diese könnten "eine heilsame erzieherische Wirkung haben". Dies habe "mit Erniedrigung und Entwürdigung überhaupt nichts zu tun". Camps nach US-Vorbild würden in Deutschland niemals geduldet werden, sagte er.

Das Opfer des ersten brutalen Überfalls in der Münchner U-Bahn, Bruno N., sagte der "Bild"-Zeitung, er habe dabei einen dreifachen Schädel- und einen Jochbeinbruch erlitten. Die Angreifer hätten in seinen Augen aus "Hass auf mich, auf München und das Leben" gehandelt", sagte er.

(ap)
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