Kommentar Käßmann — Ein Rücktritt in Würde

(RP). Die reine Faktenlage dokumentiert ein Debakel: Eine Bischöfin, die nach der Scheidung von ihrem Mann nie gänzlich unumstritten war und deren "Afghanistan-Predigt" eine schwierige Friedensdiskussion ausgelöst hat, tritt nach nur vier Monaten vom Spitzenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland zurück.

2010: Margot Käßmann erklärt ihren Rücktritt
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2010: Margot Käßmann erklärt ihren Rücktritt

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Dass es kein Debakel wurde, verdankt die Kirche aber genau dieser Bischöfin. Mit dem schnellen, frei gewählten Rücktritt hat Margot Käßmann am Ende jene volle Verantwortung gezeigt, die sie auf ihrer Alkoholfahrt sträflich vermissen ließ.

Mit Mut hat Margot Käßmann bewirkt, dass weniger ihr Vergehen, sondern ihr gestriger Abschied in Erinnerung bleiben wird. Also jener Tag, an dem sie die Würde ihrer Person und die Würde ihres Amtes zurückgewann — in persönlichen Worten, wie es ihrer Art entspricht. Genau darin hatte sie sich ja von ihrem Vorgänger, Bischof Huber, unterschieden, der in seiner intellektuellen Größe den Menschen bisweilen etwas fern wirkte.

Käßmann indes war mittendrin, mit Leib und Seele, war angreifbar, aber auch gewillt, sich und ihre Standpunkte mit protestantischem Stehvermögen zu behaupten. Sie hat das Amt mit ihrer ganzen Persönlichkeit geprägt. Dass es persönliche Gründe waren, die sie scheitern ließen, erscheint im Nachhinein sinnfällig. Wer aber das Amt lebt, dem bleibt keine andere Entscheidung.

(RP)
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