Langjähriger Bischof von Mainz gestorben Politiker und Geistliche trauern um Kardinal Lehmann

Mainz · Karl Lehmann war 33 Jahre Mainzer Bischof und 21 Jahre Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Sein Nachfolger im Bischofsamt würdigt den Verstorbenen als "leidenschaftlichen Brückenbauer zwischen den Konfessionen".

Im Alter von 81 Jahren ist am Sonntag der Mainzer Kardinal Karl Lehmann gestorben, der über zwei Jahrzehnte hinweg als Vorsitzender der Bischofskonferenz die katholische Kirche in Deutschland geprägt hat. Der Geistliche erlag gegen 4.45 Uhr in seinem Haus in Mainz den Folgen eines im September erlittenen Schlaganfalls. Zahlreiche Politiker und Kirchenführer würdigten Warmherzigkeit und gesellschaftliches Engagement des Verstorbenen ebenso wie sein Wirken für die Verständigung zwischen den christlichen Konfessionen.

"Er war einer der wichtigen Brückenbauer zwischen den Konfessionen und Religionen", erklärte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. "Er war ein Mann klarer Worte, der bei aller Nachdenklichkeit und Konzilianz auch die politische Kontroverse nicht scheute, wenn es um zentrale Fragen des Zusammenlebens in Staat und Gesellschaft ging." Bundeskanzlerin Angela Merkel (CD) sprach von "tiefer Dankbarkeit" für langjährige Begegnungen. "Er hat mich mit seiner intellektuellen und theologischen Kraft begeistert und war dabei immer auch ein Mensch voll bodenständiger Lebensfreude." Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) sagte, Lehmann habe "Maßstäbe für einen weltoffenen Katholizismus gesetzt". Dabei nannte sie das Engagement des Kardinals für die Aufnahme von Flüchtlinge und zum kirchlichen Beistand für schwangere Frauen in Gewissenskonflikten.

Mit Betroffenheit und Trauer nahm die Deutsche Bischofskonferenz die Nachricht vom Tod Lehmanns auf. "Ein großer Theologe, Bischof und Menschenfreund geht von uns", sagte Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzender der Bischofskonferenz und Erzbischof von München und Freising. Mit Lehmann gehe ein warmherziger und menschlicher Bischof von großer Sprachkraft. "Die Kirche in Deutschland verneigt sich vor einer Persönlichkeit, die die katholische Kirche weltweit wesentlich mit geprägt hat." Lehmann leitete die Deutsche Bischofskonferenz von 1987 bis 2008.

"Das Bistum Mainz trauert um einen weit über die Kirche hinaus hoch anerkannten Theologen und Seelsorger, einen leidenschaftlichen Brückenbauer zwischen den Konfessionen und einen Zeugen des Glaubens inmitten der Gesellschaft", erklärte der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf. Mit seiner Lebensfreude, seiner Menschlichkeit und seinem Glaubenszeugnis habe Lehmann über viele Jahre hinweg herausragend gewirkt. "Wir danken Gott für das Geschenk seines Lebens und bitten um das Gebet für unseren verehrten Kardinal."

"Ein großer Menschenfreund geht von uns"
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"Ein großer Menschenfreund geht von uns"

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Foto: dpa, htf

Dazu sollte am Sonntag um 14.30 Uhr die größte Glocke des Mainzer Doms, die Martinus-Glocke, eine halbe Stunde lang läuten. Anschließend findet im Mainzer Dom einen Totenvesper für den Verstorbenen statt. Alle Pfarreien des Bistums Mainz wurden zu einem 30-minütigen Totengeläut aufgerufen. Einzelheiten zur Beerdigung sollen im Laufe des Sonntags bekanntgegeben werden.

Lehmann war nach seinem Schlaganfall im Herbst zunächst in einem Krankenhaus behandelt worden. Seit Dezember vergangenen Jahres wurde er im Bischofshaus in Mainz versorgt. Am 5. März hatte Kohlgraf die Gläubigen im Bistum Mainz zum Gebet für den Kardinal aufgerufen - der Geistliche habe selbst signalisiert, dass er sich "auf den Weg macht".

Im Mai 2016 ging Lehmann mit 80 Jahren in den Ruhestand. Er hatte den Papst aus Altersgründen darum gebeten, seinen Dienst als Bischof zu beenden. Zu seinem Abschied kamen rund 1200 Menschen in den Mainzer Dom. Im August 2017 trat Kohlgraf seine Nachfolge an - das war der letzte öffentlicher Auftritt von Lehmann.

Lehmann bezog in vielen Debatten klar Stellung - zum Beispiel mit seinem gemäßigt liberalen Kurs bei der Schwangeren-Konfliktberatung und bei wiederverheirateten geschiedenen Katholiken. Er setzte sich für ein Diakonenamt für Frauen ein. Lehmann zeigte sich beunruhigt über die AfD und hielt sie aus christlicher Sicht nicht für wählbar. Für seine Verdienste um die Verständigung zwischen den christlichen Kirchen ehrte ihn die Evangelische Kirche in Deutschland 2016 als ersten katholischen Träger mit der Martin-Luther-Medaille.

(wer)
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