Pflege-TÜV in der Kritik Kassen: Strengere Noten für Pflegeheime

Berlin · Gut drei Jahre nach Einführung der Benotung von Pflegeheimen drängen die gesetzlichen Kassen auf strengere Regelungen. Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) forderte am Montag in Berlin deutlich schärfere Pflegenoten, um Qualitätsunterschiede klarer erkennbar zu machen.

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Foto: Shutterstock/hxdbzxy

Wenn es Mängel bei der Pflege gebe, müsse dies "direkt und unausweichlich zu einer schlechteren Gesamtnote führen", erklärte GKV-Vorstand Gernot Kiefer.

Die Pflegekassen verhandeln mit den Trägerorganisationen der Pflegeheime derzeit über Nachbesserungen bei den Pflegenoten. Die Kassen fordern die Bildung von 15 Kernkriterien, die für die Bewertung der Pflegesituation in den Heimen besonders bedeutsam sind. Dazu gehören unter anderem Fragen zur Flüssigkeitsversorgung, zur Vorbeugung von Stürzen oder zur Behandlung von Druckgeschwüren, die bei pflegebedürftigen Menschen oft drohen. Werden Defizite bei diesen Kernkriterien festgestellt, soll sich das laut GKV verstärkt in der Gesamtnote niederschlagen. Im schlechtesten Fall könne das Pflegeheim um drei volle Noten herabgestuft werden.

Zudem drängen die Kassen auf die Einführung einer weiteren Pflegenote. Die Note sechs solle zusätzlich zu den bisher üblichen Schulnoten zwischen sehr gut bis mangelhaft vergeben werden, um die Qualität der Heime noch transparenter zu machen, erklärte Kiefer. Sollten die Verhandlungen mit den Heimträgern nicht zum Erfolg führen, will die GKV die neu geschaffene Schiedsstelle anrufen.

Kritiker beklagen seit langem, dass die tatsächliche Qualität der Heime durch das Benotungssystem verschleiert wird. Gravierende Mängel zum Beispiel bei der schmerztherapeutischen Versorgung und der Versorgung von Wundgeschwüren könnten durch gute Noten in anderen Bereichen ausgeglichen werden.

Der sogenannte Pflege-TÜV für die Pflegeheime und ambulanten Pflegedienste war im Sommer 2009 eingeführt worden. Jedes der rund 11.600 Pflegeheime in Deutschland wird einmal im Jahr mit Schulnoten bewertet. Die Ergebnisse werden im Internet veröffentlicht und sollen Pflegebedürftigen und deren Angehörigen Vergleiche zur Qualität der Pflegeheime ermöglichen.

Für jedes nicht erfüllte Kernkriterium bei nur einem einzigen geprüften Heimbewohner müsse die Gesamtnote für das Pflegeheim künftig "zwingend" um 0,2 Notenstufen herabgesetzt werden, forderte Kiefer. Zudem sollten von den bisher 82 Einzelkriterien, die letztlich zu der Gesamtnote führen, zehn gestrichen werden. Dabei handele es sich um reine Dokumentationsfragen etwa zur Gestaltung in Zimmern und Aufenthaltsräumen.

Zudem strebt die GKV Änderungen bei den Stichproben an. Künftig sollen demnach in jedem Heim immer neun Bewohner in Augenschein genommen werden, aus jeder Pflegestufe drei. Dadurch soll die Vergleichbarkeit der Ergebnisse verbessert werden.

(AFP)
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