Zollitsch fordert mehr Solidarität Katholikentag in Osnabrück beendet

Osnabrück (RPO). Der Katholikentag ist am Sonntag zu Ende gegangen. Im abschließenden Gottesdienst rief der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, zu mehr Solidarität und sozialem Engagement auf. Er sagte, ohne diese Werte könne "keine Gesellschaft überleben".

 Erzbischof Robert Zollitsch auf einer Gemeinschaftsveranstaltung während des Katholikentags.

Erzbischof Robert Zollitsch auf einer Gemeinschaftsveranstaltung während des Katholikentags.

Foto: AP, AP

Den Gottesdienst m Osnabrücker Sportstadion Illoshöhe besuchten mehr als 20.000 Gläubige. Bundespräsident Horst Köhler sprach sich auf einer Podiumsdiskussion am Samstag für mehr Verteilungsgerechtigkeit und Fairness aus.

Zollitsch sagte zum Abschluss des fünftägigen Katholikentags, eine Weltordnung, die eigensüchtig unter einigen aufteile, "was Gott in Liebe für alle Menschen gestellt hat", werde zerbrechen. Er sprach sich zudem für mehr Verteilungsgerechtigkeit aus. Die Gesellschaft könne und dürfe sich nicht damit abfinden, dass die Güter der Erde den einen vorenthalten würden, den anderen jedoch "zur Mehrung von Einfluss und Reichtum" dienten, erläuterte der Erzbischof. Er warnte vor einer "Ellenbogengesellschaft", in der jeder das Gefühl habe, zu kurz zu kommen.

Zollitsch ermunterte die Katholiken vor dem Hintergrund des Katholikentag-Mottos "Du führst uns hinaus ins Weite" indirekt auch zu Reformen in Gesellschaft und Kirche. Wer im Gottvertrauen Impulse setze, wer den Schritt in die Weite des Lebens wage, wer den weiten Weg in die Zukunft gehen und wer morgen an sein Ziel kommen wolle, müsse heute den ersten Schritt tun, sagte Zollitsch. "Die Gegenwart ist die Geburtsstunde der Zukunft", fügte der Erzbischof hinzu.

Bundespräsident Köhler warb für eine faire Bewertung der Situation in China. Das Land habe 500 Millionen Einwohner aus größter Armut geholt, diese Leistung sollte "nicht gering geschätzt" werden. Das Staatsoberhaupt betonte mit Blick auf China, wegen demokratischer Defizite, die aus westlicher Sicht bestünden, dürfe "niemand verteufelt werden".

Ähnliches gelte für Afrika, sagte Köhler. Den Menschen dort sollte man nicht mit dem arroganten Anspruch kommen, "alles besser zu wissen". Auf die Rohstoffe des afrikanischen Kontinents sei man angewiesen, jedoch müssten die Afrikaner selbst stärker an der Ausbeutung der Bodenschätze beteiligt werden. Es gehe darum, die Frage der sozialen Gerechtigkeit auch im internationalen Maßstab zu diskutieren. Angesichts der Entwicklung auf den Finanzmärkten sprach sich Köhler für mehr politische Einflussnahme aus.

Im katholisch-jüdischen Streit um eine Fürbitten-Passage des Karfreitagsgebets im lateinischen Ritus gab es auf dem Katholikentag Zeichen der Annäherung. Der frühere Landesrabbiner Henry Brandt aus Augsburg übte zwar scharfe Kritik an der Fürbitte, in der für eine "Erleuchtung" der Juden gebetet wird. Sowohl er als auch Zollitsch betonten jedoch das geschwisterliche Verhältnis von Juden und Christen. Zollitsch rief nach "Jahrhunderten des Hochmuts und der Verfolgung" zu Respekt gegenüber dem jüdischen Volk auf.

Seit Mittwoch hatten mehr als 60 000 Menschen an Veranstaltungen des Katholikentags teilgenommen. Die Organisation "Wir sind Kirche" kritisierte, dass der "erfrischende und jugendliche" Katholikentag in Osnabrück nicht darüber hinwegtäuschen könne und dürfe, dass es in der katholischen Kirche einen "aktuellen Dialog- und Reformbedarf" gebe.

(afp2)
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