Nach Missbrauchsvorfällen in der Kirche Katholische Bischöfe entschuldigen sich

Bonn (RPO). Die katholischen Bischöfe haben sich nach den Missbrauchsfällen entschuldigt. Erzbischof Robert Zollitsch, Vorsitzender der Bischofskonferenz, sagte zum Auftakt ihrer Frühjahrsvollversammlung in Freiburg, die Bischöfe wollten den Missbrauchsskandal vor den Papst bringen. Zollitsch werde mit Papst Benedikt XVI. persönlich bei einer Romreise im März über die Vorgänge sprechen, so der Freiburger Erzbischof am Montag.

Unterdessen wurden weitere Vorfälle bekannt. Betroffen davon sind mehrere Orden sowie das Bistum Hildesheim. Die Mehrzahl dieser Fälle soll sich in den 1950er bis 1970er Jahren zugetragen haben und dürfte damit strafrechtlich verjährt sein. In Essen erhielt am Montag ein Priester wegen sexuellen Missbrauchs eines Jugendlichen einen Strafbefehl. Danach wurde der Geistliche zu einer Geldstrafe von 200 Tagessätzen zu 70 Euro verurteilt. Nach Bekanntwerden des Falls Ende Januar war der betroffene Priester vom Essener Bischof Franz-Josef Overbeck beurlaubt worden.

Er sei über die in den vergangenen Wochen bekanntgewordenen Fälle "zutiefst erschüttert", betonte Zollitsch. Sexueller Missbrauch an Jugendlichen sei ein abscheuliches Verbrechen. Wörtlich sagte der Vorsitzende: "Ich entschuldige mich im Namen der katholischen Kirche in Deutschland bei allen, die Opfer eines solchen Verbrechens wurden." Im Raum der Kirche wiege der Missbrauch besonders schwer, weil Kinder und Jugendliche Priestern in besonderer Weise vertrauten.

Zugleich kündigte der Vorsitzende eine Debatte über Verbesserungen der seit 2002 geltenden kirchlichen Leitlinien zum Umgang mit sexuellem Missbrauch durch Geistliche an. Diese hätten sich bewährt und seien weiterhin wichtig. Dennoch werde die Konferenz sie überprüfen und über mögliche Änderungen sprechen. Er betonte, dass die Kirche auch jetzt schon bei Verdachtsfällen die Staatsanwaltschaft informiere. Anderslautende Medienberichte dementierte er ausdrücklich.

Nach den Worten Zollitschs soll überdies die Vorsorge verbessert werden. Künftige Priester müssten auch in sexueller Hinsicht über die nötige Reife für ihr Amt verfügen. Dasselbe gelte für alle pastoralen und pädagogischen Mitarbeiter der Kirche. Für den Abschluss der in Freiburg tagenden Frühjahrsvollversammlung der Bischofskonferenz stellte Zollitsch eine gemeinsame Erklärung der Bischöfe zu dem Thema in Aussicht.

Der katholische Theologe Wunibald Müller mahnte unterdessen ein entschiedeneres Vorgehen der Kirche an. In einem Gastbeitrag für die "Frankfurter Rundschau" (Montag) schreibt Müller, er vermisse einen zentralen Ansprechpartner bei der Bischofskonferenz. Dieser könne die Arbeit der diözesanen Missbrauchsbeauftragten koordinieren und als Sprachrohr nach außen auftreten. Zugleich sprach er sich für einen offensiven Umgang mit dem Thema aus. "In einer solchen Situation geht es nicht an, Stärke vorzuschützen, sich nach außen abzuschotten oder nur zu verteidigen."

Ein "einheitliches, konsequentes und transparentes Vorgehen" bei der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen forderte auch der Verband Katholischer Internate und Tageseinrichtungen (VKIT). Zum Schutz von Kindern und Jugendlichen sei jede Anzeige oder Verdachtsäußerung eines Missbrauchs umgehend zu prüfen, erklärte der Verband in Bonn. Bei Erhärtung des Verdachts auf strafrechtlich relevante Tatbestände müsse unbedingt die Staatanwaltschaft eingeschaltet werden. Der VIKT repräsentiert rund 50 katholische Internate und Tageseinrichtungen und ist damit der größte Zusammenschluss in diesem Bereich.

(KNA/nbe)
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