Ärger mit der Bundesagentur nach Kritik am System Keine Einigung mit "Hartz-IV-Rebellin" Hannemann

Hamburg · Inge Hannemann arbeitete in einem Jobcenter. Dennoch übte sie scharfe Kritik am System Hartz-IV. Aus ihrer Sicht treibt es Menschen bis in den Tod. Ihr Arbeitgeber stellte sie frei. An diesem Mittwoch wurde der Fall vor Gericht verhandelt.

 Inge Hannemann lehnt das "System Hartz IV" lautstark als menschenunwürdig ab und sorgt damit für Kontroversen.

Inge Hannemann lehnt das "System Hartz IV" lautstark als menschenunwürdig ab und sorgt damit für Kontroversen.

Foto: dpa, Sven Hoppe

Als Mitarbeiterin eines Hamburger Jobcenters war Inge Hannemann für Bezieher von Arbeitslosengeld II zuständig. Gleichzeitig aber bekämpft sie das "System Hartz IV". Nachdem ihr Arbeitgeber sie vor die Tür setzte, ging sie dagegen beim Arbeitsgericht Hamburg vor.

In dem Rechtsstreit vor dem Arbeitsgericht Hamburg haben das Jobcenter und die als "Hartz-IV-Rebellin" bekanntgewordene Mitarbeiterin nun am Mittwoch noch keine Einigung erzielt. Die 45-Jährige war im April freigestellt worden, weil sie das "System Hartz IV" als menschenunwürdig kritisiert hatte. In einer sogenannten Güteverhandlung forderte Richter Ilbert Albers die Parteien auf, bis zum 9. September mitzuteilen, ob eine Weiterbeschäftigung an anderer Stelle - beim Jobcenter oder der Hansestadt Hamburg - denkbar sei.
Für sie komme nur eine Stelle als Arbeitsvermittlerin infrage, sagte Hannemann nach der Verhandlung. Auch eine Abfindung sei für sie keine Option. "Ich bin nicht käuflich", betonte die Frau.

Die "Hartz-IV-Rebellin" polarisiert: Bürger haben sie für den Deutschen Engagementpreis 2013 des Bundesfamilienministeriums nominiert, Zustimmung kommt zudem von der Linken. Kritiker werfen ihr dagegen Selbstdarstellung vor. Das Interesse an der Verhandlung am Mittwoch war groß, zahlreiche Unterstützer Hannemanns waren gekommen. Weil alle Stühle besetzt waren, saßen sie zum Teil auf dem Boden und kommentierten die Verhandlung immer wieder.

Hannemann ist bereits eine Berühmtheit

Hannemann ist mittlerweile eine kleine Berühmtheit. Zahlreiche Medien berichteten über die als "Hartz-IV-Rebellin" bekanntgewordene Arbeitsvermittlerin, Mit oft drastischen Schilderungen und Vorwürfen gab lieferte sie Futter für Schlagzeilen.

Auch in ihrem Blog und auf Facebook betreibt sie Öffentlichkeitsarbeit in eigener Sache. Die Angriffe sind heftig. So wirft sie etwa der Bundesagentur für Arbeit und deren Jobcenter vor, Mitarbeiter systematisch klein zu halten und zu menschenunwürdigem Verhalten anzuleiten. "Aus der menschlichen Sicht ist es ein Skandal, da Menschenleben davon abhängig sind", lautet einer dieser Sätze in ihrem jüngsten Blogeintrag.

Ob in ihrem Blog, in Vorträgen oder Interviews - immer wieder hatte die 45-jährige Inge Hannemann das "System Hartz IV" als menschenunwürdig angeprangert und damit bundesweit Aufsehen erregt. Im April wurde die Mitarbeiterin des Jobcenters Hamburg-Altona vom Dienst suspendiert. In einem Eilverfahren scheiterte sie mit ihrer Klage auf Wiedereinstellung.

Hannemann war im Jobcenter Altona seit Herbst 2011 in Teilzeit beschäftigt und dort zuständig für Jugendliche, deren Vermittlung als schwierig galt. Sie weigerte sich, wie vorgeschrieben finanzielle Sanktionen zu verhängen, wenn junge Menschen Termine verpassten. Sie argumentierte, dieser Druck bringe nichts. Bürger haben sie für den Deutschen Engagementpreis 2013 des Bundesfamilienministeriums nominiert. Kritiker werfen ihr dagegen Selbstdarstellung vor.

Die Bundesagentur für Arbeit, das Jobcenter Altona und die Hamburger Sozialbehörde wollen sich derzeit nicht direkt zum Fall Hannemann äußern. Im Juni jedoch hatte die Bundesagentur erklärt: "Die Behauptungen von Frau Hannemann sind falsch und führen die Öffentlichkeit in die Irre." Die Kollegin missbrauche ihre "angeblichen Insider-Ansichten, um sich in der Öffentlichkeit als einsame Kämpferin für Entrechtete darzustellen".

(dpa)
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