Fremdenhass Kind nach brutalem Angriff auf Afrikaner weiter in Klinik

Merseburg · Bei einer vermutlich fremdenfeindlichen Attacke sind in Sachsen-Anhalt drei Menschen verletzt worden – ein Afrikaner sowie seine Lebensgefährtin und ihr Enkelkind. Dieses ist erst fünf Jahre alt. Die Angreifer fühlten sich durch laute Musik gestört.

 Auch ein Kind wurde Opfer von vermutlich rechtsradikaler Gewalt.

Auch ein Kind wurde Opfer von vermutlich rechtsradikaler Gewalt.

Foto: dpa, frg fpt

Bei einer vermutlich fremdenfeindlichen Attacke sind in Sachsen-Anhalt drei Menschen verletzt worden — ein Afrikaner sowie seine Lebensgefährtin und ihr Enkelkind. Dieses ist erst fünf Jahre alt. Die Angreifer fühlten sich durch laute Musik gestört.

Das verletzte Kind ist nach Angaben der Polizei weiter im Krankenhaus. Zur Art der Verletzung machte der Sprecher am Samstag keine Angaben. Nach Polizeiangaben hatten zwei betrunkene Männer am Donnerstagabend an der Wohnungstür des 44-jährigen Mannes aus Liberia geklingelt. Unvermittelt sollen sie dann mit einem Schlagstock sowie einem Schlagring auf ihr Opfer eingeschlagen und es zurück in die Wohnung gedrängt haben. Auch die 47-jährige deutsche Lebensgefährtin und das fünf Jahre alte Kind wurden bei der Attacke in Merseburg verletzt.

Alle drei Opfer kamen in ein Krankenhaus. Das Paar wurde bald darauf wieder aus der Klinik entlassen, das Kind zunächst nicht. Wie schwer ihre Verletzungen waren, und auf welche Weise das Kind angegriffen wurde, blieb zunächst unklar. Alarmierte Beamte nahmen noch vor Ort einen 63-jährigen Mann aus Merseburg fest, der zum Tatort zurückgekehrt war und sich gegenüber den Polizisten fremdenfeindlich äußerte. Die Ermittler schlossen ein ausländerfeindliches Motiv denn auch nicht aus. Der mutmaßliche Angreifer hatte einen Atemalkoholwert von 2,5 Promille.

Als mutmaßlichen Komplizen ermittelten die Beamten später einen 47-Jährigen, der ebenfalls über zwei Promille aufwies. Schlagstock sowie Schlagring wurden sichergestellt. Der ältere Mann räumte laut Polizei einen tätlichen Angriff ein: Er habe den Liberianer zur Rede stellen wollen, weil dieser öfters lautstark Musik in der Wohnung gehört habe. Der Jüngere bestritt, an der Tat beteiligt gewesen zu sein.

Ein Haftrichter setzte die beiden Beschuldigten am Freitag wieder auf freien Fuß. Der Staatsschutz übernahm die weiteren Ermittlungen. Dabei geht es unter anderem um gefährliche Körperverletzung, Hausfriedensbruch und Verstoß gegen das Waffengesetz.

Der Parlamentarische Geschäftsführer und innenpolitische Sprecher der grünen Landtagsfraktion von Sachsen-Anhalt, Sebastian Striegel, kritisierte die Freilassung der mutmaßlichen Täter und kündigte eine Thematisierung des Falls im Rechtsausschuss an. "Man stelle sich den Aufschrei mit umgedrehten Vorzeichen vor", sagte er der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung" (Online-Ausgabe).
Regierungssprecher Matthias Schuppe äußerte im Gespräch mit dem Blatt ebenfalls sein Unbehagen, betonte aber, dass Tatverdächtige gemeinhin nur bei Flucht- oder Verdunkelungsgefahr in Haft gehalten würden.

(dpa)
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