Aktuell 411 Menschen unter Schutz Kirchen beharren auf Unabhängigkeit bei Kirchenasyl

Berlin · Trotz der Kritik mehrerer hochrangiger Politiker behalten sich die deutschen Kirchen vor, über Kirchenasylfälle alleine zu befinden.

"Gemeinden entscheiden selbstständig über die Gewährung von Kirchenasyl, wenn sie befürchten, dass einem Menschen bei seiner Abschiebung Menschenrechtsverletzungen oder unzumutbare Härten drohen", sagte der Bevollmächtigte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Prälat Martin Dutzmann, am Freitag in Berlin.

Er betonte, dies gelte auch für sogenannte Dublin-Fälle. Nach dem Dublin-Verfahren muss ein Asylbewerber seinen Antrag im ersten Land seiner Ankunft in der EU stellen. Der Präsident des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, Manfred Schmidt, hatte diese Woche erklärt, das Kirchenasyl werde häufig als "Systemkritik am europäischen Dublin-System der Zuständigkeitsverteilung" genutzt. "Kirchenasyl ist für uns immer ultima ratio", betonte der Leiter des Kommissariats der Deutschen Bischöfe, Prälat Karl Jüsten.

Erleichtert zeigten sich die Kirchenvertreter darüber, dass Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) seine Kritik am Kirchenasyl inzwischen abgemildert hat. Derzeit gewähren die evangelischen und katholischen Gemeinden in Deutschland in 226 Fällen Kirchenasyl. Zu den insgesamt 411 Ausländern, die in den Gemeinden untergekommen sind, zählen auch 125 Kinder.

(dpa)
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