Petition in Baden-Württemberg Kirchen gegen Homosexualität im Schulunterricht

Stuttgart · Nach dem Coming-Out von Ex-Fußballprofi Hitzlsperger entbrennt in Baden-Württemberg eine heftige Diskussion über Homosexualität als Unterrichtsthema an den Schulen.

Grün-Rot will die "Akzeptanz sexueller Vielfalt" fördern - und macht sich damit nicht nur Freunde. Die Diskussion um das Thema Homosexualität im Unterricht in Baden-Württemberg zieht immer weitere Kreise. Die großen Kirchen sehen die von der grün-roten Landesregierung geplante Aufwertung des Themas in der Schule kritisch und unterstützen damit indirekt eine umstrittene Online-Petition gegen das Vorhaben.

Der Bildungsplan müsse sich am christlichen Menschenbild der Landesverfassung und des Schulgesetzes orientieren, erklärten die katholische und evangelische Kirche am Freitag in Freiburg. Kinder und Jugendliche dürften bei ihrer Suche nach der sexuellen Identität nicht beeinflusst werden.

Die Kirchen distanzierten sich aber auch von "Hetzparolen" und "diffamierenden Blogeinträgen" zu dem Thema im Internet. In vielen Kommentaren auf der Seite der Online-Petition sind schwulenfeindliche Äußerungen zu lesen. Der Ex-Fußballprofi Thomas Hitzlsperger hatte am Mittwoch seine Homosexualität publik gemacht und viel Zuspruch für diesen Schritt erhalten.

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Ziel: "Akzeptanz sexueller Vielfalt"

"Jeder Form der Funktionalisierung, Instrumentalisierung, Ideologisierung und Indoktrination gilt es zu wehren", heißt es in der Erklärung der beiden evangelischen Landeskirchen Baden und Württemberg sowie der katholischen Diözesen Freiburg und Rottenburg-Stuttgart. "Dies gilt nicht zuletzt im sensiblen Bereich der sexuellen Identität und damit verbundener persönlicher und familiärer Lebensentwürfe."

Hintergrund ist die Absicht der Landesregierung, die "Akzeptanz sexueller Vielfalt" als Ziel im Bildungsplan 2015 festzuschreiben. Das grün-roten Positionspapier war im November als Arbeitsgrundlage an einen Beirat verschickt worden, dem zahlreiche gesellschaftliche Gruppen angehören. Kurze Zeit später startete ein Realschullehrer aus Nagold im Kreis Calw die Unterschriftensammlung im Internet.

Deutliche Kritik an der Kampagne übte Sozialministerin Katrin Altpeter (SPD). "Die Petition gegen die Aufwertung des Themas Homosexualität im Schulunterricht ist der Vergangenheit verhaftet", sagte Altpeter.

Kein Platz für Diskriminierung

Das Coming-Out von Hitzlsperger zeige, dass es in allen Bereichen Homosexualität gebe, auch in einer Männerdomäne wie dem Fußball. Kultusminister Andreas Stoch (SPD) erklärte auf Twitter: "Diskriminierung darf in unserer vielfältigen Gesellschaft keinen Platz haben."

Im Netz regt sich unter dem Twitter-Hashtag (Stichwort) "idpet" Widerstand gegen die Petition. Befürworter des Anliegens von Grün-Rot starteten eine eigene Petition im Internet. Innerhalb von drei Tagen wurde sie von fast 15 000 Menschen unterzeichnet.

Zuspruch bekommt die Landesregierung für ihre Pläne auch von einem Sportfunktionär: "Warum fangen wir nicht an, in den Schulen und Familien über Homosexuelle zu diskutieren? Wenn sich jetzt ein großartiger Fußballer outet, macht es das einfacher, das Thema aufzugreifen", hatte der UN-Sonderbeauftragte für den Sport, Willi Lemke, in der ZDF-Talkshow "Maybrit Illner" gesagt.

Die Erziehung zu Offenheit und Toleranz gegenüber sexueller Vielfalt gehört auch für die nordrhein-westfälische Schulministerin Sylvia Löhrmann zu den Bestandteilen des Unterrichts.

Die schulische Sexualkunde könne einen Beitrag leisten zur Beseitigung von Diskriminierung von homo-, bi- und transsexuellen Menschen, teilte die Grünen-Politikerin am Freitag mit.

(dpa)
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