Bär im Papstwappen Kirchlicher Beistand für den Bären von Bayern

München (rpo). Zum ersten Mal seit 171 Jahren zeigt sich ein Braunbär in Deutschlands freier Wildbahn - reißt Schafe, frisst Hühner und wird zum Abschuss freigegeben. Dagegen hat sich jetzt die katholische Kirche eingeschaltet: Der Braunbär von Garmisch-Partenkirchen habe ganz offensichtlich Unterstützung von höchster Stelle - nämlich von Papst Benedikt XVI. selbst.

 Soll der wilde Braunbär wirklich erschossen werden? Tierschützer und Politiker sind dagegen.

Soll der wilde Braunbär wirklich erschossen werden? Tierschützer und Politiker sind dagegen.

Foto: ddp, ddp

"Kundige hätten wissen müssen, dass der Bär auf seinem Wege von Italien her nicht ganz zufällig ins Werdenfelser Land gefunden haben kann, noch dazu gut drei Monate bevor Papst Benedikt XVI. nach Bayern kommen wird", ließ der Münchner Kardinal Friedrich Wetter am Dienstag über seine Bistumspressestelle erklären. Schließlich habe Benedikt nach seiner Wahl vor gut einem Jahr einen Bären, den Freisinger Korbiniansbären, ins Papstwappen aufgenommen. So habe er "mit hoher Autorität das Heimatrecht des Bären in Bayern neu bekräftigt".

Wetter lieferte mit der Geschichte des heiligen Bischof Korbinian auch gleich eine Alternative zum geplanten Abschuss des Bären. Wie der derzeit im Garmischer Land für Unruhe sorgende Braunbär sei auch der im achten Jahrhundert von dem Heiligen getroffene Bär in der Nähe von Menschen ein "gefräßiges Raubtier" gewesen. Der Geschichte nach fraß der Bär zunächst das Pferd des Gottesmannes. Daraufhin habe dieser seinem Knecht befohlen, den Bären nicht zu erlegen, sondern zu züchtigen. "Nimm die Peitsche da, geh hin zu ihm, prügle ihn wacker durch und züchtige ihn für seine Missetat, mit der er uns Schaden zugefügt hat." Der Knecht habe den Befehl befolgt - und ein Wunder sei geschehen. Der gezüchtigte Bär habe den Sattel des toten Pferds bekommen und "wie ein zahmes Pferd" das Gepäck des Bischofs bis nach Rom gebracht. Dann habe er sich getrollt und sei vermutlich in die bayerischen Wälder zurückgekehrt.

Auch der in Garmisch-Partenkirchen umherwandernde Braunbär könnte den Weg des geringeren Widerstandes gegangen sein und sich nach Österreich zurückgezogen haben. "Wir glauben, dass er sich nicht mehr in Bayern aufhält", sagte der Sprecher des Landratsamts Garmisch-Partenkirchen, Wolfgang Olexiuk, der Nachrichtenagentur AP am Dienstag. "Wir haben die Suche inzwischen eingestellt."

Sieben Beamte des Forstamts Oberammergau hätten bis zum Dienstagnachmittag rund 1.000 Hektar des Staatsforstes oberhalb des Eibsees bei Grainau abgesucht. "Wir haben keine neuen Spuren gefunden." "Mit großer Wahrscheinlichkeit ist der Bär nach Österreich zurückgekehrt", sagte der Sprecher. "Das bietet sich für den Bär an, von dort ist er gekommen. Vielleicht folgt er seinem Urinstinkt." Auch der WWF habe seine Lebendfalle auf österreichischem Boden aufgestellt. "Man wartet jetzt, bis das Tier wieder aktiv wird, damit man weiß, wo es sich bewegt", sagte Olexiuk.

Im Laufe des Dienstages seien jedoch keinerlei neue Schäden festgestellt worden, die dem Bären zuzuschreiben seien. Insgesamt seien am Dienstag sieben Forstbeamte mit Hunden in dem großen, teils unwegsamen Gebiet unterwegs gewesen, in dem sich der Bär am Wochenende bis mindestens Montagnachmittag aufgehalten hatte. "Sie hatten jedoch keine Gewehre dabei, sondern haben nur nach Spuren gesucht", sagte der Landratsamtssprecher. Andere Jäger hätten sich in dem Staatsforst vorerst nicht auf die Pirsch gelegt.

Der Bär war vor zwei Tagen im Landkreis Garmisch-Partenkirchen aufgetaucht, hatte mehrere Schafe getötet und war in einen Hühnerstall eingedrungen. Der Deutsche Tierschutzbund lehnte einen Abschuss strikt ab. "Ich halte den Vorgang für ungeheuerlich und empörend", sagte die Vizepräsidentin des Verbandes, Brigitte Rusche. In Deutschland rege man sich über jeden Elefanten auf, der von armen Bauern in Afrika erschossen werde, um die Ernte zu schützen. "Aber selbst fällt uns nichts Besseres ein, als einen Bären sofort abzuschießen", sagte die Biologin aus München. Man könne das Tier markieren, um seine Route zu verfolgen. Mögliche Beute wie Schafe müssten in der Region eben über Nacht mit Elektrozäunen geschützt werden.

Die Umweltstiftung gibt dem Braunbär kaum noch Überlebenschancen. Neben der Tötung bestehe immer noch die Möglichkeit, den Bär zu lebend fangen, sagte der WWF-Artenschutzexperte Roland Melisch am Montag in Frankfurt am Main. "Die Chancen, dass das gelingt, stehen aber eher schlecht", fügte er hinzu. Der WWF fordert für Bayern einen "Management Plan", der die Bevölkerung auf einwandernde Tiere vorbereitet.

(afp2)
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