Kita-Studie Experten: Immer noch viel zu wenig Personal in Kitas

Gütersloh · Eine großangelegte Studie zeigt: In den Kitas gibt es weiterhin zu wenig Personal - obwohl die Qualität der Betreuung in fast allen Bundesländern zugenommen hat.

Kinder malen ihre Traumberufe
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Zugleich belasten befristete Arbeitsverträge und ein besonderer Zeitdruck für Teilzeitarbeitskräfte die Erzieherinnen, wie eine am Montag vorgestellte Studie der Bertelsmann-Stiftung ergab. Nach Einschätzung der Experten belegen die Ergebnisse des aktuellen Länderreports "Frühkindliche Bildungssysteme" die Notwendigkeit von bundeseinheitlichen Qualitätsstandards für Kindertagesbetreuung.

Der Untersuchung zufolge kommen derzeit auf eine vollzeitbeschäftigte Kita-Fachkraft durchschnittlich 4,4 ganztags betreute Krippenkinder oder 9,5 Kindergartenkinder. Zwei Jahre zuvor war eine Erzieherin noch durchschnittlich für 4,8 Krippenkinder oder 9,8 Kindergartenkinder zuständig. Damit verbesserten sich die Betreuungsverhältnisse in fast jedem Bundesland.

Dennoch stellten die Fachleute erhebliche Unterschiede in der Betreuungsqualität fest. Die besten Personalschlüssel weisen laut Studie inzwischen die Kitas in Baden-Württemberg auf: 3,1 Krippenkinder und 7,7 Kindergartenkinder kommen im Südwesten der Republik auf eine Erzieherin.

Damit erreicht Baden-Württemberg beinahe das von der Bertelsmann-Stiftung empfohlene Betreuungsverhältnis. Demzufolge sollte eine Erzieherin für höchstens drei unter Dreijährige oder 7,5 Kinder ab drei Jahren zuständig sein. Die Experten verwiesen allerdings in diesem Zusammenhang darauf, dass das tatsächliche Betreuungsverhältnis im Kita-Alltag ohnehin ungünstiger ausfalle als der Personalschlüssel. Denn Erzieherinnen wendeten mindestens ein Viertel ihrer Zeit für Team- und Elterngespräche, Dokumentation und Fortbildung auf.

Erkennbar bessere Personalschlüssel bescheinigt die Studie auch den Bundesländern Hamburg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt. Während Rheinland-Pfalz damit weiter im Mittelfeld der westlichen Bundesländer rangiert, bleibt Hamburg mit einem Betreuungsverhältnis von eins zu 5,1 bei den unter Dreijährigen weiter das Schlusslicht im Westen.

Auch in Sachsen-Anhalt (eins zu 6,4) steht demnach die Aufholjagd noch am Anfang - ungünstiger war nur das Betreuungsverhältnis in Sachsen mit eins zu 6,5. "Die Personalschlüssel sind längst noch nicht überall kindgerecht und pädagogisch sinnvoll, aber der Trend ist positiv", erläuterte der Vorstand der Bertelsmann-Stiftung, Jörg Dräger.

In den neuen Bundesländern müssen sich Erzieherinnen generell um deutlich mehr unter Dreijährige kümmern als im Westen: Der Personalschlüssel im Osten liegt bei eins zu 6,1, im Westen bei eins zu 3,6. Die Personalschlüssel für die Kindergartengruppen sind in den West-Ländern im Durchschnitt ebenfalls besser als im Osten. Dafür liegt der Anteil der Kinder unter drei Jahren in Kitas in den neuen Ländern mit 46,6 Prozent erheblich höher als im Westen (22,7 Prozent).

Die Bertelsmann Stiftung analysierte zudem für ihrem aktuellen Ländermonitor die strukturellen Arbeitsbedingungen in den Kitas. Dabei stellte sich heraus, dass in kaum einem Bundesland derzeit klar geregelt ist, wie viel Arbeitszeit für Aufgaben neben der eigentlichen pädagogischen Arbeit mit den Kindern reserviert ist.

Während Vollzeitkräfte für Team- und Elterngespräche, Dokumentation und Fortbildung in der Regel ausreichend Zeit einplanen können, geraten die Teilzeitkräfte laut der Studie dabei unter Druck. Immerhin 41 Prozent der Kita-Mitarbeiter arbeiten der Untersuchung zufolge weniger als 32 Wochenstunden. Von den ausgebildeten Fachkräften unter 25 Jahren haben ebenfalls 41 Prozent lediglich ein befristetes Arbeitsverhältnis.

(AFP)
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