Stadtrat entscheidet einstimmig Köln rehabilitiert Hexen nach 400 Jahren

Köln · Der Kölner Stadtrat hat einstimmig die Hexenprozesse in der Stadt vor 400 Jahren verurteilt und alle Opfer rehabilitiert. Der Rat sprach sich am Donnerstag zugleich gegen jede Verletzung der Menschenwürde aus.

 Die figürliche Darstellung von Katharina Henot (r., ca. 1570-1627) hängt in Köln am Rathausturm. Die wohlhabende Unternehmerin ist das heute noch bekannteste Kölner Opfer, auf das sich der Stadtrat auch ausdrücklich bezog.

Die figürliche Darstellung von Katharina Henot (r., ca. 1570-1627) hängt in Köln am Rathausturm. Die wohlhabende Unternehmerin ist das heute noch bekannteste Kölner Opfer, auf das sich der Stadtrat auch ausdrücklich bezog.

Foto: dpa, Oliver Berg

Insgesamt wurden in Köln 38 Todesurteile wegen Hexerei vollstreckt. Zu den Opfern gehörten nicht nur Frauen, sondern auch drei Männer und ein Junge. Ein achtjähriges Mädchen, das ebenfalls eine Hexe sein sollte, wurde aus der Stadt verbannt. In ganz Deutschland wurden schätzungsweise 25.000 bis 30.000 Frauen und Männer als Hexen und Zauberer hingerichtet.

Das heute noch bekannteste Kölner Opfer, auf das sich der Stadtrat auch ausdrücklich bezog, war die wohlhabende Unternehmerin Katharina Henot (ca. 1570-1627). Sie schrieb aus dem Gefängnis bewegende Briefe, in denen sie ihre Unschuld beteuerte. Manche Historiker vermuten hinter ihrer Anschwärzung wirtschaftliche Motive ihrer Konkurrenten. Trotz schwerer Folter legte sie kein Geständnis ab, wurde aber dennoch zum Tode verurteilt und erdrosselt.

Der evangelische Pfarrer Hartmut Hegeler hatte sich für die Rehabilitierung eingesetzt. Er hat dies auch in anderen Städten getan. "Es sind eine Menge Ängste bei diesem Thema vorhanden", sagte Hegeler der Nachrichtenagentur dpa.

"Mancherorts fürchtet man sogar Regressansprüche der Nachkommen. Und immer wieder erzählen mir Leute gerade aus ländlichen Gegenden, dass ihnen noch die Oma mit großer Überzeugungskraft von Satan und seinen Helfershelfern, den Hexen, erzählt habe", sagte der Pfarrer.

Andererseits bekomme er von Historikern immer wieder zu hören, dass solche Rehabilitierungen überflüssig seien, da heute kein Mensch mehr die Unschuld der damals als Hexen verurteilten Frauen bezweifle.
"Mein großer Wunsch wäre, wenn im Kölner Dom eine Messe zum Gedenken an die Opfer der Hexenverfolgung gelesen würde", sagte Hegeler.

Frauen in Simbabwe angeklagt

Zwei angebliche Hexen müssen sich in Simbabwe vor Gericht verantworten, weil sie behaupten, auf Getreidekörben durch die Luft geflogen zu sein. Die 49 und 52 Jahre alten Frauen waren am 12. Juni splitternackt und heulend vor dem Haus eines Dorfbewohners festgenommen worden.

Mediziner erklärten sie nun für verhandlungsfähig. In zwei Wochen soll der Prozess in Chinhoyi beginnen, kündige die Staatsanwaltschaft am Donnerstag an.

Die beiden Frauen wollen die Dreschkörbe mit Hilfe ihrer Zauberkraft zum Fliegen gebracht haben. Während in westlichen Märchen Hexen auf Besen reiten, fliegen sie in den Legenden Simbabwes auf Körben. Hexerei steht in Simbabwe unter Strafe. Bei Schuldspruch droht den Frauen ein Bußgeld.

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort