Patientenmörder Niels H. soll 84 weitere Menschen getötet haben
Oldenburg · Der verurteilte Patientenmörder Niels H. soll 84 weitere Menschen umgebracht haben. Der heute 40-jährige ehemalige Krankenpfleger musste sich vor Gericht bereits für sechs Taten auf der Delmenhorster Intensivstation verantworten.
Der frühere Krankenpfleger spritzte seinen Patienten Medikamente, die einen Kreislaufkollaps oder Herzversagen auslösten - und belebte sie dann wieder. Mindestens 36 Menschen überlebten das nicht. Nun kommt heraus, dass Niels H. 84 weitere Menschen umgebracht haben soll. Das gaben Ermittler am Montag in Oldenburg bekannt.
Der Ex-Pfleger sitzt bereits wegen Mordes und Mordversuchs lebenslang hinter Gittern und könnte für eine der größten Mordserien in Deutschland verantwortlich sein. Wie viele Patienten er auf dem Gewissen hat, versuchen Ermittler seit fast drei Jahren zu klären.
Offenbar suchte Niels H. den Kick und die Anerkennung von Kollegen. Wenn er bei Reanimationen den Retter spielen konnte, fühlte er sich tagelang gut, wie er vor Gericht aussagte. Kollegen beschrieben ihn vor Gericht als zupackend und hilfsbereit. Doch es gab auch Gerede, weil sich Niels H. in kritischen Situationen gerne in den Vordergrund spielte und auffällig viele Patienten während seiner Schichten starben.
Konkrete Hinweise, dass der Pfleger Patienten tötete, gab es nach Ansicht der Ermittler an beiden Kliniken. Doch erst als eine Kollegin Niels H. 2005 auf der Delmenhorster Intensivstation auf frischer Tat erwischte, nahmen die Morde ein Ende.
Der frühere Stationsleiter und zwei Oberärzte vom Klinikum Delmenhorst werden sich demnächst wegen Tötung durch Unterlassen vor Gericht verantworten müssen. Gegen Verantwortliche am Oldenburger Klinikum laufen die Ermittlungen noch.