Folge der "Phantom"-Panne Kripo-Beamte fordern bessere DNA-Tests

Heilbronn (RPO). Es ist eine der peinlichsten Polizei-Pannen der vergangenen Jahre. Wochenlang fahndete die Polizei im Zuge des Heilbronner Polizistenmordes nach einem Phantom. Schuld war offenbar eine verunreinigte DNA-Probe. Der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) fordert Konsequenzen: ein neues Gütesiegel für DNA-Proben.

Heilbronn: Die rätselhaften Spuren des "Phantoms"
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Heilbronn: Die rätselhaften Spuren des "Phantoms"

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Foto: AP

Die aktuelle Ermittlungspanne ist verheerend. Am Mittwoch wurde publik, dass die im Zusammenhang mit dem Heilbronner Polizistenmord und rund 40 anderen Straftaten gesuchte "Unbekannte Weibliche Person" (UWP), sehr wahrscheinlich nicht existiert. Dem "Phantom" wurden Straftaten im gesamten Bundesgebiet angelastet.

Der Grund: Die DNA-Probe war sehr wahrscheinlich fehlerhaft. Verschiedene Wattestäbchen wurden bereits bei der Lieferung mit fremden DNA-Spuren verunreinigt. Dies bestätigten inzwischen mehrere beteiligten Ermittlungsbehörden. Sicher ist damit: Im Fall des Heilbronner Polizistenmordes wurde somit monatelang in falsche Richtungen ermittelt.

Am 25. April 2007 war eine 22-jährige Beamtin beim Streifendienst mit einem Kopfschuss getötet worden. Ihr 25-jähriger Kollege wurde lebensgefährlich verletzt und kann sich an das Geschehen nicht erinnern. Für Hinweise zur Aufklärung des Verbrechens ist eine Belohnung von 300.000 Euro ausgesetzt.

BDK fordert Konsequenzen

Der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) fordert schnelle Konsequenzen aus der Ermittlungspanne. Es soll eine Gütesiegel eingeführt werden, um die Möglichkeit von Falschanalysen auszuschließen. "Die Hersteller sollten den Packungen DNA-Merkmale der beteiligten Mitarbeiter als Code beilegen", sagte BDK-Sprecher Bernd Carstensen den "Stuttgarter Nachrichten" zufolge, "damit könnte diese Spur gleich ausgeschlossen werden."

Auch bei der Sicherung von Fingerspuren seien in der Vergangenheit Merkmale des sachbearbeitenden Polizisten vermerkt worden, um nicht versehentlich nach eigenen Leuten zu fahnden. Dass mit den immer besseren Methoden des genetischen Fingerabdrucks auch Gefahren von Fehlern heraufbeschworen werden, hatte der BKA-Experte und Serologe Hermann Schmitter dem Blatt zufolge bereits vor einiger Zeit festgestellt.

"Die Untersuchungsmethoden sind derart verbessert und empfindlich geworden, dass sich die Frage stellt, was überhaupt spurenrelevant ist." Die wesentliche Arbeit im Labor sei nicht, alle gefundenen Spuren auszuwerten, sondern zu klären, "was überhaupt ins Reagenzglas gehört."

DNA-Proben sind heute fester Bestandteil des Polizei-Alltags. Der genetische Fingerabdruck wird in der Regel mittels einer Speichelprobe erstellt, die mit einem Wattestäbchen entnommen wird. Das Bundeskriminalamt unterhält seit 1998 eine zentrale DNA-Analysedatei. Ende 2008 verwaltete der Computer die Datensätze von über 600.000 Bundesbürgern.

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