Wave-Gotik-Treffen 2013 Leipzig ist wieder in Schwarz getaucht

Leipzig · Die 22. Auflage des Wave-Gotik-Treffens in Leipzig hat begonnen. Das Festival der Gotik-Szene färbt auf die ganze Stadt ab. Nicht nur, weil die Szeneanhänger in ihrer bevorzugten Modefarbe Schwarz schon seit dem Freitagmorgen in Scharen durch die Innenstadt ziehen.

Wave-Gotik-Treffen 2013 - Leipzig unter dem schaurig-schönen schwarzen Schleier
22 Bilder

Wave-Gotik-Treffen 2013 - Leipzig unter dem schaurig-schönen schwarzen Schleier

22 Bilder

Auch viele Geschäfte gestalteten Teile ihrer Schaufenster als Gruß an die 20.000 erwarteten Gäste aus aller Welt mit düsteren Motiven oder steckten ihre Schaufensterpuppen in altmodische schwarze Spitzenreifröcke.

"Schwarz" ist nicht gleich "Schwarz"

Doch wer glaubt, "Schwarz" sei gleich "Schwarz", der irrt gewaltig: Die einzelnen Richtungen in der großen Szene sind sehr unterschiedlich, die Kostüme der Gäste zeigen dies deutlich. Denn Gruftie ist nicht gleich Gruftie. So tragen die Anhänger der sogenannten "Steam-Punk"-Bewegung Kleidung aus der viktorianischen Ära — vermischen diese aber mit Technik a la Jules Verne. Sie verstehen sich als Gegenpol zur "Cyber-Punk/Gothic"-Ästhetik. Hier beherrscht neonfarbenes Accessoire das Endzeit-Outfit. Neben den ganz "normalen" Grufties gibt es mittlerweile unendlich viele Facetten, die sich in Schmuck, Kleidung, Schminke und Habitus ausdrücken.

Allgemein als "schön gekleidet" gelten die Liebhaber der klassischen Gothic-Szene: In weiten Kleidern, dem Stil der letzten Jahrhunderte angpasst, flanieren sie über das Festivalgelände und die angelegten Märkte. Der japanische Manga-Stil hat sich mittlerweile auch eine Nische in der schwarzen Welt gesichert. Doch bei aller Verschiedenheit der Festivalgäste fällt vor allem deren Friedlichkeit auf. Sie alle eint außerdem die Liebe zur schwarzen Farbe, die Sehnsucht nach einer anderen Welt. Das "Anderssein" wird hier zum Programm. Das sie damit aber auch provozieren, ist den meisten Schwarzen klar, nehmen es aber in Kauf.

Bis zum Pfingstmontag stehen zahlreiche Veranstaltungen an 50 Orten quer durch die Stadt auf dem Programm. Hauptattraktion sind die Konzerte von mehr als 200 Bands, darunter Szene-Größen wie Abney Park, Das Ich, And One oder Lacrimosa. Anlässlich des Wave-Gotik-Treffens zeigt die Stasi-Gedenkstätte "Runde Ecke" eine Ausstellung über die schwarze Szene in der DDR und die Beobachtung der Subkultur durch die Staatssicherheit.

Zudem sind überall in der Stadt Lesungen aus Büchern mit Titeln wie "Totsein ist OK" oder "Gespräche mit Goth" geplant. Auch Friedhofsführungen und Stricknachmittage werden angeboten. Für drei Aufführungen von Wagner-Opern wurden den Festivalgängern jeweils 100 Plätze reserviert. Das Wave-Gotik-Treffen gastiert seit 1992 in Leipzig und gilt als eines der größten Treffen der Szene in Europa.

(felt)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort