Missbrauchsskandal im Kloster Ettal Leiter der Klosterschule tritt zurück

München (RPO). Der Missbrauchsskandal am oberbayerischen Kloster Ettal weitet sich aus. Wie das Erzbischöfliche Ordinariat München am Freitag mitteilte, meldeten sich bislang 20 Opfer, die seit den 60er Jahren an der Klosterschule sexuell missbraucht oder geschlagen worden seien. Nach Abt Barnabas Bögle trat am Freitag auch der Prior der Benediktinerabtei und Leiter der Klosterschule, Pater Maurus Kraß, von seinen Ämtern zurück.

Der Beauftragten der Erzdiözese für die Prüfung von Vorwürfen sexuellen Missbrauchs, Siegfried Kneißl, sagte vor Journalisten in München, die Opferzahlen würden sich fast stündlich ändern. Bei zwei Fällen handele es sich um "handfesten sexuellen Missbrauch". Kneißl zufolge erhöhte sich zudem die Zahl der Padres, die in die Taten involviert waren, von zwei auf vier.

Am Donnerstag hatte die Staatsanwaltschaft München ein Ermittlungsverfahren gegen einen Klosterangehörigen eingeleitet, gegen den der Verdacht besteht, sich an Kindern vergangen zu haben. Ein anderer ist inzwischen verstorben. Die beiden übrigen Padres haben Kneißl zufolge Schüler in den 70er und 80er Jahren am Internat betreut.

Die ehemaligen Schüler vertrauten sich den Angaben zufolge Kneißl und dem Rechtsanwalt Burkhard Göpfert, die als Ombudsleute eingesetzt wurden, in E-Mails, Briefen und Telefonaten an. Dabei hätten sie konkrete Missbrauchsvorwürfe erhoben und von einer "Kultur des Verniedlichens" gesprochen.

Nach Angaben des Erzbischöflichen Ordinariats übernahm Pater Maurus Kraß mit seinem Rücktritt die Verantwortung dafür, die mutmaßliche Missbrauchsfälle aus den Jahren 2003 und 2005 nicht gemeldet zu haben. Aus dem selben Grund hatte am Mittwoch bereits der Abt des Klosters seinen Rücktritt erklärt. Es könne jederzeit zu weiteren personellen Konsequenzen kommen, erklärte Ordinariatssprecher Bernhard Kellner.

(AFP/csi)
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