Anschlag auf Gefängnis von Weiterstadt Letztes Attentat der RAF offenbar aufgeklärt

Hamburg/Karlsruhe (RPO). Angeblich soll das letzte Attentat der Rote Armee Fraktion (RAF) zu großen Teilen aufgeklärt sein. Zwei der fünf Urheber des RAF-Sprengstoffanschlags auf das Gefängnis von Weiterstadt von 1993 seien bereits vor Jahren durch DNA-Spuren identifiziert worden.

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Foto: ASSOCIATED PRESS

Das berichtete der "Stern". Es handelt sich demnach um die flüchtigen Ex-RAF-Mitglieder Daniela Klette und Ernst-Volker Staub. Eine Sprecherin der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe sagte dazu auf AFP-Nachfrage, Klette und Staub würden wegen des Attentats von Weiterstadt mit Haftbefehl gesucht.

Laut "Stern" sollen die Sicherheitsbehörden ihre Erkenntnisse aus ermittlungstaktischen Gründen zurückgehalten und so den Eindruck erweckt haben, bei keinem Attentat der dritten RAF-Generation hätten bislang Täter ermittelt werden können.

Dem Bericht zufolge liegt den Fahndern DNA-Material von Tatorten weiterer Anschläge der dritten RAF-Generation vor, die unter anderem für die Morde an Deutsche-Bank-Chef Alfred Herrhausen, Siemens-Manager Karl Heinz Beckurts und Treuhand-Chef Detlev Karsten Rohwedder verantwortlich gemacht wird.

Zudem sei der Kreis der Verdächtigen durch ermittlungstechnische Kleinarbeit des Bundesamts für Verfassungsschutz (BfV) eingekreist worden, berichtete das Magazin. Doch beim Abgleich der genetischen Fingerabdrücke habe es Koordinationsprobleme zwischen BfV und Bundeskriminalamt gegeben. Die Ermittler seien vor weiteren Schritten zurückgeschreckt.

Die Verdächtigen, deren Aufenthaltsorte bekannt seien, sollen dem Bericht zufolge bis heute unbehelligt geblieben sein. Die Sprecherin der Bundesanwaltschaft betonte in diesem Zusammenhang, die Behörde habe "alles, was rechtlich möglich ist, getan, um diesen Tätern auf die Spur zu kommen."

Der Anschlag auf den Neubau des Gefängnisses Weiterstadt am 27. März 1993 war das letzte Attentat der RAF vor deren Selbstauflösung 1998. Mit einer Strickleiter hatten die Täter laut "Stern" damals eine sechs Meter hohe Mauer um den Gebäudekomplex überwunden. Zum Dämpfen der Trittgeräusche waren die Sprossen demnach mit Teppichstücken umwickelt.

Nach Informationen des Magazins wurden in diesen Fetzen Haare von Klette, Staub und weiteren Personen gefunden. Klette sei zudem an einem missglückten Autobomben-Anschlag auf die Computerzentrale der Deutschen Bank in Eschborn beteiligt gewesen, heißt es weiter in dem Bericht. Ermittler hätten in dem zur Bombe umfunktionierten VW-Golf Haare gefunden, die ihr später zugeordnet werden konnten.

(afp)
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