Lingen 21-Jähriger soll auf Flüchtlingskinder geschossen haben

Lingen · Zwei Flüchtlinge sind in Lingen mit einem Luftgewehr beschossen worden. Wie die Polizei am Montag mitteilte, steht ein junger Mann im Verdacht, am Sonntag aus seiner Wohnung auf ein fünfjähriges Mädchen und einen 18-jährigen Jugendlichen gezielt zu haben.

 Fahrräder stehen in Lingen vor dem Eingang des Flüchtlingsheims.

Fahrräder stehen in Lingen vor dem Eingang des Flüchtlingsheims.

Foto: dpa, jol pil

Beide wohnen in einer Flüchtlingsunterkunft. Gegen den 21-Jährigen läuft ein Ermittlungsverfahren wegen gefährlicher Körperverletzung.

Weil die Polizei keine Haftgründe wie Flucht- oder Verdunkelungsgefahr sah, wurde zunächst kein Haftbefehl gegen den Mann beantragt, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Osnabrück, Alexander Retemeyer. Ob der mehrfach vorbestrafte Tatverdächtige Verbindungen zur rechten Szene hat, wie die "Neue Osnabrücker Zeitung" meldete, sei den Ermittlungsbehörden bislang nicht bekannt.

Das verletzte Mädchen stammt aus Mazedonien, der 18-Jährige aus Syrien. Beide waren zum Zeitpunkt der Schüsse außerhalb der Unterkunft und trugen leichte Verletzungen an ihren Beinen davon. Sie wurden in einem Krankenhaus ambulant versorgt.

Die Wohnung des Verdächtigen und das Flüchtlingsheim sind gut 40 Meter voneinander entfernt. Ein Zeuge hatte gesehen, wie aus dem Fenster im dritten Stock geschossen wurde. Die Polizei durchsuchte daraufhin die Wohnung des 21-Jährigen und stellte das Luftgewehr und Munition sicher.

Der Lingener Bürgermeister Dieter Krone (parteilos) nannte die Tat einen "verabscheuungswürdigen feigen Anschlag auf unschuldige Menschen". Er sprach von der "furchtbaren Tat eines Einzeltäters". Krone zeigte sich erleichtert, dass die beiden Opfer nur leicht verletzt worden seien und der mutmaßliche Täter so schnell ermittelt werden konnte.

Hermann-Josef Schmeinck, Geschäftsführer des Katholischen Vereins für soziale Dienste sagte, die Flüchtlingsunterkunft werde derzeit von Mitarbeiterinnen des Vereins betreut. "Der Schock sitzt natürlich tief, aber die beiden Betroffenen sind den Umständen entsprechend wohlauf." In dem Flüchtlingsheim ist Platz für bis zu 30 Bewohner. Weil das Haus jedoch erst vor wenigen Wochen bezogen wurde, sind noch nicht alle Plätze belegt.

In Stuttgart ist es am Sonntag ebenfalls zu einem fremdenfeindlichen Übergriff mit einer Waffe gekommen: Unter dem Ruf "Lauf, Schwarzer!" hat ein Unbekannter mit einer Schreckschusswaffe auf einen dunkelhäutigen Passanten geschossen. Die Schüsse wurden am späten Sonntagabend in der Innenstadt aus einem fahrenden Kleinwagen gefeuert, wie die Polizei mitteilte. Die Beamten gehen von einem fremdenfeindlichen Motiv aus. Der attackierte 21-Jährige floh, das Auto fuhr davon. Im Wagen saßen nach Polizeiangaben zwei Männer mit Deutschlandtrikots. Alarmierte Beamte fanden bei einer Suche kurze Zeit später mehrere Platzpatronenhülsen.

(felt/dpa)
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