Anklage wegen sexuellen Missbrauchs Linus Förster schildert vor Gericht sein Sexleben

Augsburg · Der ehemalige SPD-Landtagsabgeordnete Linus Förster muss sich vor Gericht wegen einer ganzen Reihe von Sex-Straftaten verantworten. Gleich zu Beginn des Prozesses macht er reinen Tisch.

Der angeklagte Linus Förster (r.) im Landgericht Augsburg neben seinem Verteidiger Hansjörg Schmid.

Der angeklagte Linus Förster (r.) im Landgericht Augsburg neben seinem Verteidiger Hansjörg Schmid.

Foto: dpa, puc fdt

Was sich vor einem Jahr am helllichten Tag in einem Waldstück bei Stuttgart abspielte, passt nicht zur Seriosität eines Landtagsabgeordneten: Damals lief der bayerische SPD-Mann Linus Förster nackt umher, machte Fotos einer von ihm bezahlten, ebenfalls nackten Schülerin. Zwischenzeitlich versuchte der 52-Jährige auch noch Sex mit der 20-Jährigen zu haben - nur durch Zufall kamen keine Passanten.

Etwa einmal im Monat machte Förster im vergangenen Jahr erotische Fotosessions, wie er am Montag vor dem Landgericht Augsburg aussagt. Ob er nicht Angst gehabt habe, aufzufliegen und damit peinlich in die Öffentlichkeit zu geraten, will Richter Lenart Hoesch wissen. Kopfschütteln des Angeklagten - nein, darüber habe er sich überhaupt keine Sorgen gemacht.

Musiker, Frauenheld, ein Faible für jüngere, athletische Frauen, so beschreibt sich der 2003 in den bayerischen Landtag eingezogene Förster in dem Gerichtssaal voller Zuschauer.

Geschichten wie jene mit der Schülerin können im Normalfall allerdings nur den Ruf schädigen - doch der inzwischen aus dem Landtag ausgeschiedene und aus der SPD ausgetretene Förster machte sich auch strafbar. Die junge Frau damals soll er entgegen der Absprachen nicht nur fotografiert, sondern auch noch heimlich Filme mit ihr gedreht haben.

Es ist eines der weniger schwer wiegenden Vergehen in der Anklage. Massiver sind zwei Fälle mit seiner Lebensgefährtin. Die 20 Jahre jüngere Frau, die Förster in einer Psychiatrie kennengelernt hatte, nahm abends immer starke Schlafmittel. In ihrem Dämmerzustand soll er sie zweimal sexuell missbraucht und dabei gefilmt haben.

Förster gesteht dies, ebenso weitere Taten. Dass auf seinen Computern hunderte kinderpornografische Fotos und Videos gefunden wurden, gibt er zwar ebenfalls zu. Diese will er aber nur aus Sammelwut gespeichert und gar nicht angesehen haben. "Ich habe keinerlei pädophile Neigungen", sagt er.

In der Summe könnten die verschiedenen angeklagten Sextaten mit bis zu 15 Jahren Haft bestraft werden. Förster kämpft im Gericht nun darum, die Strafe möglichst gering zu halten. In Vorgesprächen stellte ihm die Staatsanwaltschaft vier Jahre Haft in Aussicht. Dafür allerdings muss er auspacken - was der Augsburger, der seit Dezember in Untersuchungshaft sitzt, auch tut.

"Ich habe mir durch Sexualität Bestätigung geholt", sagt Förster. Er habe längere Partnerschaften gehabt, sei aber auch gern Single gewesen. Immer wieder kam es vor, dass er gleichzeitig verschiedene Geliebte hatte. Der promovierte Politikwissenschaftler entwickelte auch einen immer stärker werdenden Drang, den Sex zu filmen.

Viele Frauen stimmten dem zu, die Frauen in den angeklagten Fällen allerdings nicht. Er habe sich "einen besonderen Kick" suchen wollen, sagt Förster zu den heimlichen Aufnahmen. Von seinem "Narzissmus" spricht er. Und davon, wegen fehlender beruflicher Anerkennung in einer Krise gewesen zu sein - als Oppositionspolitiker gebe es "nicht sehr viel Anerkennung in Bayern".

Erst auf Nachfragen des Richters räumt er auch eine frauenfeindliche Grundhaltung ein. Ob alles nicht viel mehr "eine Art Trophäensammlung" gewesensei , will der Richter über die vielen Filmaufnahmen wissen. "Wahrscheinlich ist es so zu verstehen", sagt Förster.

Ein Urteil könnte Ende September fallen. Försters Verteidiger Walter Rubach sagt, das Urteil der Gesellschaft sei schon gefallen: "Er ist gesellschaftlich und privat vernichtet - wer guckt ihn jetzt noch an?" Zumindest eine Frau scheint Förster seine Eskapaden allerdings nachzusehen. Wie dieser bei der Angabe seiner Personalien berichtet, ist er inzwischen verlobt.

(csr)
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