Jenaer muss sich wegen Landfriedensbruchs verantworten Lothar König — ein Jugendpfarrer vor Gericht

Dresden · Es ist ein Prozess, der für Aufsehen in Thüringen und in Sachsen sorgt: Der Jugendpfarrer Lothar König muss sich seit dem heutigen Donnerstag vor Gericht verantworten – wegen Landfriedensbruch. Er soll vor zwei Jahren bei einer Protestdemo in Dresden zur Gewalt gegen Polizisten aufgerufen haben.

2011: Straßenschlachten bei Demo in Dresden
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Es ist ein Prozess, der für Aufsehen in Thüringen und in Sachsen sorgt: Der Jugendpfarrer Lothar König muss sich seit dem heutigen Donnerstag vor Gericht verantworten — wegen Landfriedensbruch. Er soll vor zwei Jahren bei einer Protestdemo in Dresden zur Gewalt gegen Polizisten aufgerufen haben.

"Ich bin in ein großes schwarzes Loch gefallen", sagt Lothar König der "Zeit". Und: "Ich habe Angst, ja." Es geht um die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft gegen den evangelischen Jugendpfarrer aus Jena. Als im Februar 2011 wieder einmal Neonazis den Jahrestag der Bombardierung Dresdens für ihre Zwecke instrumentalisierten, gab es erneut Gegendemonstrationen. Diesmal wurde es ein Tag der Gewalt. Blockierte Straßenzüge, besetzte Bahngleise, brennende Barrikaden waren die Folge.

Nun muss sich Lothar König, der damals an der Gegendemonstration teilnahm, vor dem Amtsgericht Dresden wegen Landfriedensbruch verantworten. Laut Anklage sollen bei der Demo aus dem Lautsprecherwagen, den König fuhr, Gegendemonstranten zu Gewalt aufgewiegelt worden seien. Und der Pfarrer soll dazu beigetragen haben. Auch soll er Verdächtige in dem Auto aufgenommen haben.

Kritik von Königs Unterstützern

König selbst bestreitet die Vorwürfe. Und seine Unterstützer, zu denen mehrere Organisationen und auch die Linkspartei gehören, halten den Prozess für einen "politischen". Manch einer der Unterstützer sieht ihn als Reaktion darauf, dass er nach den Krawallen Kritik an sächsischer Polizei und Justiz geäußert hatte.

"Dort, wo Lothar König angeklagt wird, werden alle Antifaschisten angeklagt", zitiert die Zeit etwa Linken-Politikerin Kerstin Köditz auf einer Veranstaltung. König selbst sagte der Zeitung, dass er an jenem Tag die Menge eher zurückgehalten und Jugendarbeit geleistet habe.

Für die Jenaer ist König nicht irgendjemand, sondern er ist ein Symbol für den Widerstand gegen Rechtsextreme geworden, wenn auch ein unbequemes. So beschreibt ihn die "Ostthüringer Zeitung" als jemanden, der aneckt und provoziert. Der Mann mit dem Rauschebart trage selbst im Winter Sandalen und bei Demonstrationen oft eine schwarze Mütze mit Totenkopf.

Sieben Verhandlungstage angesetzt

Der Pfarrer habe ab 1990 die Junge Gemeinde Stadtmitte in Jena wieder aufgebaut, die zu einem Anlaufpunkt der alternativen Szene und einer Bastion gegen Rechtsextremismus geworden sei, schreibt die "Ostthüringer Zeitung" weiter.

"Lothar König gehörte zu den ersten in Jena, die die Gefahr, die vom Rechtsextremismus ausgeht, klar gesehen und dagegen angekämpft haben", sagt Jenas Oberbürgermeister Albrecht Schröter (SPD) der Zeitung. "Er geht mit seinen Jugendlichen einen weiten Weg, damit sie nicht zu weit gehen."

Doch im Februar 2011 sind viele zu weit gegangen. Und das Amtsgericht Dresden muss nun entscheiden, ob auch König dabei eine Rolle spielte. Für den Prozess selbst sind bis zum 20. Juni sieben Verhandlungstermine angesetzt.

mit Agenturmaterial

(das)
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