Urteil: Fünfeinhalb Jahre Haft Mann steckte Frauen absichtlich mit Aids an

Würzburg (RPO). Weil er mehrere Frauen mit dem Aids-Virus angesteckt hat, ist ein 38-jähriger Kenianer am Mittwoch zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Das Landgericht Würzburg befand den Mann der vollendeten und versuchten gefährlichen Körperverletzung für schuldig. Der Richter wertete die Tat des Angeklagten als "unverantwortlich, egoistisch und rücksichtslos".

Die Richter der Schwurgerichtskammer sahen es als erwiesen an, dass er in den Jahren 2000 bis 2005 mit sechs Frauen im Alter zwischen 16 und 24 Jahren ohne Kondom Geschlechtsverkehr hatte, ohne sie vorher über seine HIV-Infektion aufzuklären. Zwei der Opfer wurden durch den ungeschützten Geschlechtsverkehr mit dem Aids-Erreger infiziert.

Der Angeklagte habe "unverantwortlich, egoistisch und rücksichtslos" gehandelt, betonte der Vorsitzende der Strafkammer, Rainer Gündert. Weil der Mann schon 1998 über seine Erkrankung aufgeklärt und über seine Pflichten ausführlich belehrt worden sei, seien die Taten durch nichts zu entschuldigen.

Der 38-Jährige, der sich in dem Prozess nur selten zu Wort meldete, hatte bei der Urteilsverkündung Tränen in den Augen. Er habe bei seinen Taten die Ansteckung der Frauen billigend in Kauf genommen, sagte der Richter. Mit Tötungsvorsatz habe der Kenianer aber nicht gehandelt. Zu seinen Gunsten wertete das Gericht das Verhalten einiger Opfer. Sie hatten auch dann noch ohne Kondom Sex mit ihm, als sie längst von seiner HIV-Infektion wussten. "Das ist in Zeiten der Aids-Aufklärung nicht nachvollziehbar", sagte Gündert.

Die Staatsanwaltschaft hatte eine achtjährige Freiheitsstrafe mit anschließender Sicherungsverwahrung wegen versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung beantragt. Als Hauptargument, die Sicherungsverwahrung nicht anzuordnen, nannte Gündert das Verhalten der Anklagebehörde in der Vergangenheit. Im Jahr 2002 hatte ein Würzburger Staatsanwalt ein Ermittlungsverfahren wegen ähnlicher Taten gegen den Afrikaner eingestellt. "Er musste denken, dass ihm nichts passieren kann", kritisierte Gündert.

Die Staatsanwaltschaft will prüfen, ob eine Revision gegen das Urteil in Frage kommt. Auch mit einer weiteren Anklage muss der 38-Jährige rechnen. Im Laufe des vierwöchigen Prozesses haben sich drei weitere Frauen gemeldet, mit denen er möglicherweise ebenfalls ungeschützten Geschlechtsverkehr hatte.

Verteidiger Hanjo Schrepfer zeigte sich zufrieden mit dem Urteil. "Ich bin froh, dass das Gericht keinen Tötungsvorsatz angenommen hat. Das Urteil ist auch ein Zeichen an alle HIV-Infizierten, nicht leichtfertig mit ihrer Krankheit umzugehen", sagte er. Er werde voraussichtlich keine Rechtsmittel einlegen, sagte der Anwalt.

(afp2)
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