Maxim und Raphael Nitsche Mathe-App macht Brüder zu Millionären

Berlin · Als sie ihre Mathe-App entwickelten, gingen die Berliner Brüder Maxim und Raphael Nitsche noch zur Schule. Nun sind sie Anfang 20 und steigen ins internationale Lernanbieter-Geschäft ein und sind Millionäre.

 Die Brüder Maxim und Raphael Nitsche in Berlin.

Die Brüder Maxim und Raphael Nitsche in Berlin.

Foto: dpa, ped kno

Für Maxim Nitsche ist Mathematik einfach schön. Eine wunderbare Welt, in der alles logisch ist und Sinn ergibt. "Das hat eine bestimmte Eleganz in einer immer komplexeren Welt", sagt er. Maxim Nitsche ist 22 Jahre alt. Die Faszination für Zahlen, Formeln und Lösungswege haben ihn und seinen Bruder Raphael (21) gerade zu Multi-Millionären gemacht. Die Berliner Brüder verkauften ihre Mathe-App für Schüler an den börsennotierten US-Lernanbieter Chegg - für 12,5 Millionen Euro. Und was kommt jetzt?

Maxim Nitsche präsentiert sich, als ob ihn das immens vergrößerte Volumen seines Kontos weniger fasziniert als die jüngste Download-Bilanz ihrer App "Math 42". Seit der Verkauf Mitte Oktober unter Dach und Fach ist, macht der Deal der jungen Matheliebhaber Schlagzeilen und damit kostenlose Werbung. "Drei Millionen Downloads, vor allem in Deutschland, den USA, Russland und China", sagt Nitsche. "Das ist ein überwältigendes Gefühl." Es geht ihm nicht nur um klingelnde Kassen. Bisher habe die Nutzung der App für Schüler rund zwei Euro im Monat gekostet. Bald soll sie gratis sein, sagen die Erfinder. Das sei ganz in ihrem Sinn.

"Es geht doch nicht um blöde Formeln zum Auswendiglernen"

Für Maxim Nitsche geht es darum, frustrierte Schüler an der Schönheit von Mathematik teilhaben zu lassen. "Mathe wird falsch beigebracht", urteilt er. "Es geht doch nicht um blöde Formeln zum Auswendiglernen." Mathematik sei eine Denkweise, um strukturiert an ein Problem heranzugehen. Schritt für Schritt, in einem Kontext und immer unter der Frage: Warum mache ich das? Genau dabei helfe die App. Und sie schone die Geldbörsen der Eltern für Mathe-Nachhilfe. Auch das sei ihnen wichtig, betonen die Brüder.

Strukturiertes Denken lernten sie von Anfang an. In einer Familie aus Mathematikprofessoren begannen sie schon mit vier Jahren, Schach zu spielen. Ihr Vater tüftelte an Schachcomputern. "Zu Familienfesten wie Weihnachten gehörten immer auch Denksportaufgaben", ergänzt Nitsche. Die Brüder gaben früh Nachhilfe in Mathe. Als Teenager wuchsen sie in die Welt der mobilen Computer und Smartphones für alle hinein - und kamen auf die Idee mit der App. Ihr Vater verlangte von seinen Söhnen, die noch zur Schule gingen, erst einmal einen Businessplan. Das Einsammeln von Risikokapital über eine Sendung im Privatfernsehen scheiterte zunächst.

Lange verkauften sie ihre App nicht

Die App fand dennoch ihre Nutzer, Schritt für Schritt. "Math 42" heißt nicht zufällig so. Die Zahl ist eine Anspielung auf Douglas Adams' Science Fiction Klassiker "Per Anhalter durch die Galaxis". "42 ist dort schlicht die Antwort auf alles. "Das wollen wir auch", sagt Maxim Nitsche verschmitzt. Auch deshalb verkauften sie ihre App lange nicht. Sie haben sie auch mit ihrem Millionendeal nicht ganz aus der Hand gegeben. Die Brüder sind nun Teil des internationalen Chegg-Konzerns und arbeiten als Ideenentwickler in der Berliner Niederlassung. Dafür haben sie ihr Mathestudium erst einmal geschmissen. "Solch eine Chance gibt es nur einmal im Leben", sagt der 22 Jahre alte Mathefan. Studieren - das gehe ja immer noch.

Und die Millionen? "Wir kaufen uns jetzt keine teueren Autos", versichert Maxim Nitsche. Die Familie berate gerade über karitative Investitionen. Die Schach-Jugendarbeit stehe bei den ersten Überlegungen hoch im Kurs.

(das/dpa)
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