Hagener Sparkassen-Hochhaus wurde gesprengt Mega-Sprengung: "Langer Oscar" gefallen

Hagen (rpo). Der "Lange Oscar" musste fallen und einem Neubau weichen. Das frühere Hagener Sparkassen-Hochhaus ist am Sonntag erfolgreich gesprengt worden. Der Turmfall zu Hagen wurde zum Tourismus-Ereignis.

Die Hochhaussprengung in Hagen
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Foto: AP

Fast 30 Jahre prägte das Hochhaus der Sparkasse das Hagener Stadtbild. 21 Etagen, verteilt auf 98 Metern Höhe, beherbergten die Hauptstelle des Kreditinstitutes. Am Sonntag beendeten über 200 Kilogramm Sprengstoff die Ära des "Langen Oskars", wie der Hagener Volksmund das Gebäude im Herzen der City liebevoll nannte.

Eine derartige Menschenansammlung hat das verschlafene "Tor zum Sauerland" selten erlebt. Schon am frühen Morgen tummeln sich die ersten Schaulustigen vor den Absperrungen. "Schätzungsweise 30 000 bis 40 000 Menschen haben die Sprengung vor Ort miterlebt", sagt Polizeisprecher Wolfgang Hiemer.

Allerdings wollte sich der "Lange Oskar" nicht so einfach seinem Schicksal ergeben. Für 10.00 Uhr war der Fall des Hochhauses angesetzt. Statt der ohrenbetäubender Explosion füllten aber nur die Stimmen der Zuschauer und das Dröhnen der Hubschrauber die sonntagmorgendliche Stille. "Wir hatten Probleme mit dem Zündcomputer. Was sollen wir machen, wir konnten ja schließlich vorher nicht üben", erklärt der verantwortliche Sprengmeister Martin Hopfe von der Thüringer Sprenggesellschaft. Immerhin handelte es um die weltweit erste Sprengung eines Objektes dieser Größe mit computergesteuerten elektronischen Zündern.

Um 10.53 Uhr ist es um den "Langen Oskar" dann aber endgültig geschehen. Ein lauter Knall zwischen der achten und neunten Etage markiert den Anfang vom Ende. Weitere zeitversetzte Explosionen in der vierten Etage und im Erdgeschoss lassen das Gebäude sich zur Seite neigen und schließlich in sich zusammen fallen. Fünf Sekunden später ist der "Lange Oskar" Geschichte, in der Zuschauermasse brandet Applaus auf. Trotz eines Wasservorhangs, der als Staub-Schutz installiert wurde, breitet sich eine große Wolke aus und bedeckt geparkte Autos mit einer feinen Staubschicht.

Sprengmeister Hopfe ist zufrieden: "Das Haus ist perfekt gefallen. Nach unserem Kenntnisstand ist in der Umgebung nicht eine Scheibe zerbrochen." Auch die als Zuschauer angereisten Sprengmeister Rolf Schwarz vom THW Wetzlar und Hans Vieth vom THW Gütersloh bescheinigen ihren Kollegen hervorragende Arbeit. "So eine Sprengung sieht man nicht allzu oft. Von unserem Standpunkt aus sah es perfekt aus", lobt Vieth.

Mit dem präzisen Kollaps des Stahlbeton-Riesen hat die Planungsgesellschaft PL2 Pluralis den europäischen Höhenrekord für die Sprengung von Verwaltungsgebäuden eingestellt und sich so einen Platz im Guinness-Buch der Rekorde gesichert.

Um Platz für das neue "SparkassenKarree" zu schaffen, das ab Juli an gleicher Stelle entstehen wird, wurde zum Dynamit gegriffen. Denn durch die Sprengung spart sich der Bauherr rund zehn Monate Abbrucharbeiten. Dass die Sprengung beinahe Volksfestcharakter besaß, freute vor allem das Hagener Touristik-Büro. So konnten Sprengungs-Touristen für 99 Euro eine Übernachtung, Baustellenbesichtigung und Plätze auf einer Aussichtsplattform buchen. "Völlig ausgebucht", hieß es dann bereits Tage vor dem Termin. Die rund 100 Plätze für auswärtige Besucher waren in Windeseile vergriffen. Nachgefragt hatten mehrere hundert Anrufer aus dem gesamten Bundesgebiet.

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