#meinmoscheereport Muslime wehren sich auf Twitter gegen negatives Islam-Buch

Düsseldorf · Der deutsche Journalist Constantin Schreiber zeichnet in seinem Buch "Inside Islam" und einer dreiteiligen ARD-Dokumentation ein düsteres Bild vom Islam in Deutschland. Auf Twitter setzen sich Muslime dagegen zur Wehr.

Twitter-Nutzer zeichnen positives Islambild
Infos

Twitter-Nutzer zeichnen positives Islambild

Infos
Foto: Twitter / Muhammed Suicmez

Für Twitter-Nutzer Mustafa Yeneroglu ist seine Moschee wie ein zweites Zuhause. "Meine Moschee war meine erste Schule", schrieb er auf Twitter. "Meine Schwester heiratete dort, meinen Vater verabschiedete von dort." Sein Beitrag ist ein Statement. Er postete ihn unter dem Hashtag "meinmoscheereport", unter dem sich Muslime aus ganz Deutschland gegen das Islam-Bild zur Wehr setzen, das im neuen Buch "Inside Islam" und einer dreiteiligen TV-Reportage des ARD-Journalisten Canstantin Schreiber gezeichnet wird.

Schreibers große Recherche über den Islam in Deutschland begann mit einem Zufall. Am 29. April 2016 war der Journalist in einer Berliner Moschee zu Gast, um für einen Fernsehbeitrag einige Töne über den interreligiösen Dialog einzufangen.

Während der Predigt blätterte er in einigen Büchern, die in der Moschee auslagen. Darunter war ein Beitrag des französischen Holocaust-Leugners Roger Gaurady. In dem "Verheißung Islam" betitelten Buch hieß es unter anderem, dass Islam und Demokratie sich ausschließen würden. Außerdem las Schreiber darin, dass die Idee einer Nation eine "westliche Krankheit" sei. Als er dann auch noch mit einem Moschee-Besucher ins Gespräch kam, der sich selbst als Islamist bezeichnete, horchte Schreiber endgültig auf. Er stellte sich die Frage, ob solche Begegnungen und Schriftstücke zum Alltag in deutschen Moscheen gehören.

Danach begann er eine Recherche, die ihn im Verlauf von 13 Monaten in 13 deutsche Moscheen führte. Die Ergebnisse verarbeitete er in seinem Buch "Inside Islam", in dem er unter anderem feststellt, dass der Moscheealltag in Deutschland von Aufrufen zur Abschottung, politischem Aktivismus und Aufrufen zur Missionierung geprägt sei.

Nachdem Schreiber mit seinem Werk an die Öffentlichkeit ging, formierte sich unter dem Hashtag "meinmoscheereport" auf Twitter Gegenwehr. Mittlerweile finden sich unter dem Stichwort bereits mehrere hundert Beiträge, die ein positiveres Bild vom Moscheealltag vermitteln sollen.

Das Bild, das die Nutzer zeichnen, ist dabei deutlich positiver als das des Journalisten. So heißt es dort unter anderem, dass Moscheen für viele Muslime vor allem Zufluchtsorte seien, Orte der Einkehr und Plätze um Freunde zu treffen. Ein Nutzer schreibt, dass die Moschee für ihn ein Ort sei, an dem man das Gelächter von Kindern höre und an dem jedermann willkommen sei.

Die Nutzer teilen unter dem Sammelbegriff Kindheitserinnerungen und Fotos. Außerdem dient der Hashtag als Sammelbegriff für Kritik an der Veröffentlichung des Journalisten. Das Buch bediene Klischees, bestätige Vorurteile und schüre Angst, heißt es dort.

(th)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort