Bessere Kontrollen von Bordellen verlangt Menschenhandel in Deutschland nimmt zu

Berlin (RPO). Menschenhandel und Prostitution werden in Deutschland immer professioneller und aggressiver organisiert. Die Zahl der betroffenen Frauen und Mädchen stieg 2009 um fünf Prozent auf 710 gegenüber dem Vorjahr, wie das Bundeskriminalamt (BKA) am Freitag in Berlin berichtete. Bei vielen Prostituierten handelt es sich nach Erkenntnissen des BKA um Frauen aus Osteuropa, die sich legal in Deutschland aufhalten.

 Schlag gegen Menschenhändler: Sie sollen Frauen zur Prostitution gezwungen haben.

Schlag gegen Menschenhändler: Sie sollen Frauen zur Prostitution gezwungen haben.

Foto: AFP, AFP

Ziercke sagte bei der Vorstellung des "Bundeslagebildes Menschenhandel 2009", der Anstieg der Zahlen sei bedeutsam, weil die Menschenwürde der Opfer in erheblicher Weise verletzt werde, und diese sich nur schwer zur Wehr setzen könnten.

Bei vielen Staatsangehörigen aus den neuen EU-Beitrittsländern, die sich legal in Deutschland aufhalten und der Prostitution als selbstständige Dienstleistungen nachkommen, bestünde der Verdacht auf Scheinselbstständigkeit und Ausbeutungsstrukturen, sagte Ziercke. Die Zahl der Ermittlungsverfahren wegen Menschenhandels zu Zwecken der Prostitution stieg im vergangenen Jahr um elf Prozent auf 534.

Hintermänner im Ausland

Erschwert wird die Strafverfolgung laut Ziercke auch durch die Tatsache, dass die Hintermänner in vielen Fällen sich im Ausland aufhalten. Etwa 20 Prozent der Opfer waren minderjährig, die Zahl der unter 14-Jährigen verdoppelte sich gegenüber 2008.

Laut BKA haben sich zudem Hinweise gemehrt, dass sich bundes- und europaweit nigerianische Gruppierungen im Bereich Menschenhandel etabliert haben. Ein großes Hindernis bei der Verfolgung der Täter ist die mangelnde Aussagebereitschaft der Betroffenen: "Menschenhandel ist ein Kriminalitätsphänomen, bei dem die Täter ein Abhängigkeitsverhältnis ausnutzen und ihre Opfer durch physische und psychische Gewalt gefügig machen", sagte Ziercke.

Eine Unterabteilung des Bundesfrauenministeriums arbeitet daher daran, Opferschutz und Ausstiegshilfen zu verbessern. Dazu gehöre eine ausreichende psychologische Betreuung seitens der Polizei und Fachberatungsstellen, erklärte Unterabteilungsleiterin Renate Augstein.

Es sei nötig, die Regelungen für die Kontrollen von Prostitutionsstätten zu verbessern, sagte Augstein. Für die erwartete EU-Richtlinie zum Menschenhandel wolle die Unterabteilung Vorschläge erarbeiten, die einer praktischen Strafverfolgung gerecht werden.

(apd/felt)
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