Messerattacke von Hamburg Abgelehnter Asylbewerber erwog angeblich Lkw-Attentat

Hamburg · Ende Juli stach ein abgelehnter Asylbewerber in Hamburg auf mehrere Menschen ein – ein Mann starb. Möglicherweise hätte es noch mehr Opfer geben können: Der Angreifer soll ein Attentat mit einem Lkw erwogen haben. Hamburgs Innensenator räumt Versäumnisse ein.

 Gedenken an die Opfer der Messerattacke (Archiv).

Gedenken an die Opfer der Messerattacke (Archiv).

Foto: dpa, mks bsc

Ende Juli stach ein abgelehnter Asylbewerber in Hamburg auf mehrere Menschen ein — ein Mann starb. Möglicherweise hätte es noch mehr Opfer geben können: Der Angreifer soll ein Attentat mit einem Lkw erwogen haben. Hamburgs Innensenator räumt Versäumnisse ein.

Die Behörden seien teilweise nicht schnell und nicht gründlich genug mit Hinweisen auf die psychische Instabilität des Täters und seine Hinwendung zum radikalen Islam umgegangen, sagte Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD) am Mittwoch in einer Sondersitzung des Innenausschusses der Hamburger Bürgerschaft. Zudem sei kein psychologischer Sachverstand hinzugezogen worden, obgleich es dazu Anlass gegeben habe.

Ein abgelehnter Asylbewerber hatte sich am 28. Juli im Stadtteil Barmbek in einem Supermarkt mit einem Küchenmesser bewaffnet und danach unvermittelt auf Menschen eingestochen. Ein 50-Jähriger starb. Sieben weitere Menschen wurden vom Täter oder bei dessen Verfolgung verletzt. Die Ermittlungen zum Fall leitet die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe.

Angreifer plante womöglich größeres Attentat

Nach Ansicht von Grote spricht nicht allzu viel dafür, dass die Tat hätte verhindert werden können. "So einfach ist es nicht", sagte der Senator. Polizeipräsident Ralf Martin Meyer erklärte, es gebe keine Hinweise, dass der Täter Mitglied in einer terroristischen Vereinigung gewesen sei oder auch nur Kontakt hatte. Er habe sich selbst radikalisiert. Das in seiner Wohnung gefundene IS-Fähnchen sei ein selbst bemaltes Stück Stoff in einer Größe von 15 mal 20 Zentimetern gewesen.

Der Mann soll zunächst ein Attentat mit einem Fahrzeug — einem Lkw oder einem Auto — erwogen haben. Dies berichteten "Süddeutsche Zeitung", NDR und WDR. Er habe bei der Tat möglichst viele "Christen und Jugendliche" töten wollen, soll der mutmaßliche Islamist in einem Geständnis gesagt haben. Er habe als "Märtyrer" sterben wollen und bedaure, dass er nicht mehr Menschen habe töten können. Die Wahl eines Messers als Waffe soll spontan gefallen sein.

Angeblich Reaktion auf Nahost-Konflikt

Auslöser für den Angriff soll das Freitagsgebet in einer nahen Moschee mit einer Predigt zum Tempelberg gewesen sein, wie die Medien weiter berichteten. Die Auseinandersetzung in Jerusalem zwischen Muslimen und Juden hätten ihn aufgewühlt, soll der Palästinenser in seiner Vernehmung ausgeführt haben. Den Angaben zufolge soll sich der mutmaßliche Täter seit 2014 mit dem IS beschäftigt, aber nach eigener Aussage nicht in dessen Namen gehandelt haben.

Eine Sprecherin der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe, die die Ermittlungen leitet, wollte den Bericht nicht kommentieren. Eine andere Vertreterin der Bundesanwaltschaft sagte im Hamburger Innenausschuss am Nachmittag, die Erwägung weiterer Tatmittel wäre Täterwissen und darüber könne während des Ermittlungsverfahrens keine Auskunft gegeben werden. Sie wies aber auf den kurzen Zeitraum zwischen dem Entschluss zur Tat und der Ausführung hin.

(wer/dpa)
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