Freiburger Sexualmord Verdächtiger ist laut Gutachter kein Jugendlicher mehr

Freiburg · Der wegen des Sexualmordes an einer Studentin in Freiburg tatverdächtige Hussein K. ist laut einem Altersgutachten älter als angegeben. Nun droht ihm eine Anklage nach Erwachsenenstrafrecht.

 Kurz nach der Tat erinnerten Blumen nahe der Stelle, an der die Freiburger Studentin ermordet worden sein soll, an das Opfer (Archivaufnahme).

Kurz nach der Tat erinnerten Blumen nahe der Stelle, an der die Freiburger Studentin ermordet worden sein soll, an das Opfer (Archivaufnahme).

Foto: dpa, pse jhe kde

Das von der Staatsanwaltschaft in Auftrag gegebene Gutachten kommt zu dem Schluss, dass der Mann zur Tatzeit mindestens 22 Jahre alt war und nicht wie von ihm angegeben 17. Das teilte die Behörde am Mittwoch mit. Hussein K. wird vorgeworfen, im vergangenen Oktober in Freiburg eine 19 Jahre alte Studentin vergewaltigt und ermordet zu haben. Wäre er zur Tatzeit 17 Jahre alt gewesen, würde Jugendstrafrecht gelten. In Deutschland galt er als minderjähriger Flüchtling und bekam besondere Betreuung.

Nach Erwachsenenstrafrecht droht dem Verdächtigen in dem Mordprozess den Angaben zufolge eine lebenslange Freiheitsstrafe. Nach Jugendstrafrecht sind in der Regel höchstens zehn Jahre, bei Heranwachsenden in schweren Fällen 15 Jahre Haft möglich.

Wann Anklage wegen Mordes erhoben wird, ist laut einem Sprecher noch unklar. Noch liefen die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. Zum Prozess komme es dann vor dem Landgericht Freiburg. Wegen des genauen Alters des Verdächtigen werde es zuvor noch weitere Untersuchungen geben.

Das Verbrechen in Freiburg hatte noch vor dem Anschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt eine Debatte über die deutsche Flüchtlingspolitik ausgelöst. Hussein K. war nach Angaben deutscher Behörden im November 2015 ohne Papiere nach Deutschland gekommen. Er gab hier an, 17 Jahre alt zu sein und aus Afghanistan zu stammen. Daher stand er als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling in der Obhut des Jugendamtes und lebte in Freiburg bei einer Pflegefamilie. Nachweise zu Alter und Herkunft hatte er nicht vorlegen können.

Wegen einer Gewalttat an einer jungen Frau 2013 war er in Griechenland zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt, im Oktober 2015 aber vorzeitig gegen Auflagen entlassen worden. Er tauchte unter und kam nach Deutschland. Die deutschen Behörden wussten nichts von der kriminellen Vorgeschichte des Mannes, weil Griechenland den Angaben zufolge ihn nicht international zur Fahndung ausgeschrieben hatte.

Hussein K. war in Freiburg Anfang Dezember festgenommen worden und ist seither in Haft. DNA-Spuren von ihm hatte die Polizei am Tatort gefunden. Zu den Vorwürfen schweigt er. Die Staatsanwaltschaft hatte nach der Festnahme ein medizinisches Altersgutachten in Auftrag gegeben.

Die Studentin wurde Opfer der Gewalttat, als sie nachts allein mit dem Fahrrad von einer Studenten-Party nach Hause fuhr. Der Tatverdächtige und das Opfer kannten sich laut Polizei nicht. Einen Zusammenhang zum Mord an einer 27 Jahre alten Joggerin in Endingen bei Freiburg drei Wochen später schließen die Ermittler aus. Im Fall Endingen ist der Mörder, dem eine ähnliche Tat 2014 in Kufstein in Österreich zur Last gelegt wird, unbekannt.

(oko/dpa)
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