Festgenommener Sergej W. Mutmaßlicher Attentäter bestreitet Anschlag auf BVB-Bus

Hamburg/Dortmund · Der mutmaßliche Urheber des Anschlags auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund bestreitet die Tat. Das berichtet der Anwalt des 28-Jährigen. Die Ermittler halten trotzdem an ihrem Verdacht fest.

"Mein Mandant bestreitet die Tat", teilte Anwalt Reinhard Treimer mit, wie NDR, WDR, "Süddeutsche Zeitung" und "Spiegel" übereinstimmend melden. Das habe Sergej W. nach der Festnahme auch dem Ermittlungsrichter gesagt, sagte Treimer der Deutschen Presse-Agentur. Wortwörtlich soll Sergej W. gesagt haben: "Ich habe die Tat nicht begangen."

Derzeit versuche die Polizei zwischen dem Anschlag auf den BVB-Bus und seinem Mandanten einen Zusammenhang herzustellen, sagte der Anwalt weiter. Die Ermittler hätten Wohnungen durchsucht und Material sichergestellt, bisher aber keine weiteren eindeutigen Belege für die Schuld des Tatverdächtigen gefunden, berichtete die "Süddeutsche Zeitung".

Die Bundesanwaltschaft ist dennoch davon überzeugt, den richtigen Täter zu haben. "Der dringende Tatverdacht besteht nach wie vor", sagte ein Sprecher der Behörde am Freitag. Die Ermittlungen dauerten nach wie vor an. Offen sei unter anderem die Frage, woher der Sprengstoff kam: "Dazu gibt es noch keine gesicherten Erkenntnisse." Der 28-Jährige Deutsch-Russe Sergej W. war am 21. April festgenommen worden, mehr als eine Woche nach dem Anschlag.

Die Bundesanwaltschaft beschuldigt Sergej W., drei Sprengsätze neben dem Mannschaftsbus des Vereins gezündet zu haben. Der Anschlag erfolgte kurz vor dem angesetzten Champions-League-Viertelfinalspiel von Borussia Dortmund gegen den AS Monaco. Als Motiv vermuten die Ermittler Habgier: Sergej W. soll mit geliehenem Geld auf einen fallenden Kurs der BVB-Aktie gewettet haben.

Der 28-Jährige soll er an den Börsen in Frankfurt und Stuttgart verdächtige Transaktionen vorgenommen haben. Nach Angaben der Ermittler hätte er dadurch viel Geld verdient, wenn der Aktienkurs von Borussia Dortmund nach dem Anschlag gesunken wäre. Außerdem wohnte er am Tag des Champions-League-Spiels im selben Hotel wie die Mannschaft des BVB. Den "Ruhr Nachrichten" sagte sein Anwalt, Sergej W. habe in Dortmund lediglich "Urlaub gemacht, er war deshalb zur Tatzeit dort".

Bei dem Anschlag am 11. April waren drei mit Metallstiften gefüllte Sprengsätze in unmittelbarer Nähe des BVB-Mannschaftsbusses explodiert, als dieser gerade mit dem Team an Bord das Gelände des Mannschaftshotels in Dortmund verließ. Durch die Explosionen wurden BVB-Verteidiger Marc Bartra und ein Polizist verletzt. "Wären die Splitterbomben nur eine knappe Sekunde früher gezündet worden, hätte der Bus eine regelrechte Breitseite bekommen. Es hätte dann bestimmt viele Schwerverletzte und möglicherweise auch Tote gegeben", sagte anschließend ein Experte des Bundeskriminalamtes.

(wer/AFP)
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