Mitte 2010 "Nacktscanner" sollen kommen

Berlin/Düsseldorf (RP). Eine neue Generation von Durchleuchtungsgeräten soll verborgene Waffen und Sprengstoffe aufspüren, ohne die Intimsphäre von Flugpassagieren zu verletzen. Union, FDP und SPD sind dafür, Grüne und Linke bleiben skeptisch.

Nackt-Scanner - eine umstrittene Technologie
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Foto: AFP

Etwa Mitte nächsten Jahres sollen neuartige Körper-Scanner in der Lage sein, bei der Kontrolle von Fluggästen versteckte Waffen und Plastiksprengstoffe zu entdecken, ohne dass das Sicherheitspersonal den Körper abtasten muss oder die Intimsphäre der Menschen verletzt wird.

Diese Erwartung bestätigte das Bundesinnenministerium, nachdem unsere Zeitung über entsprechende Probeläufe und einen dadurch ausgelösten Meinungswandel bei Union und FDP berichtet hatte. Auch die SPD schloss sich nun an und forderte, die moderne Technik, die gefährliche Gegenstände, nicht aber den Körper von Flugpassagieren abbilde, "sehr schnell zur Serienreife" zu bringen.

Allerdings blieben Grüne, Linke und Datenschützer bei ihrer skeptischen Haltung. Grünen-Fraktionsgeschäftsführer Volker Beck wies darauf hin, dass der neue Scanner entweder die Körperöffnungen kaschiere und dann auch keine dort versteckten Sprengstoffe entdecke, oder aber auch in den Intimbereichen nach gefährlichen Stoffen fahnde, dann aber auch gegen die Menschenwürde verstoße. Körper-Scanner und der Respekt vor der Intimsphäre blieben daher ein "unauflöslicher Widerspruch".

Bundesdatenschutzbeauftragter Peter Schaar sagte, ihm sei noch kein Scanner bekannt, der die Persönlichkeitssphäre der Passagiere angemessen schütze. Die Linken meinten plakativ: "Wir brauchen weder den gläsernen Bürger noch den nackten Passagier." Die Strahlenschutzkommission hält die Röntgen-Belastung der neuen Geräte zumindest für Vielflieger "für nicht vernachlässigbar" sagte der Vorsitzende der Kommission, Rolf Michel.

Verschiedene Scanner für Männer und Frauen

Wie das Innenministerium erläuterte, unterscheidet sich die zweite Generation insbesondere durch eine spezielle Software von den ersten Geräten, die als "Nacktscanner" in Verruf gekommen waren. Diese hatten die Hautpartien der Passagiere mit den intimen Körperregionen sichtbar werden lassen. Nun gebe es für Männer und Frauen jeweils unterschiedliche Körper-Scanner, die lediglich "verpixelte Oberflächen" auf den Bildschirmen erkennbar machten.

Probleme bereitet die neue Technik derzeit noch vor allem in der Verarbeitungskapazität. Im Dauereinsatz würden sich lange Schlangen vor den Scannern bilden, die ähnlich aussehen wie die derzeit verwendeten Kontroll-Schleusen. Anders als diese geben sie keinen Warnton von sich, sondern übermitteln dem Sicherheitspersonal eine Bildschirmansicht, wie sie etwa bei der Gepäck-Durchleuchtung auf den Monitoren erscheint.

Die Körper-Scanner dürften nach ersten Berechnungen rund 150.000 Euro kosten. Die Bundespolizei hofft, dass sich die EU an den Investitionskosten beteiligt. Denn an Flughäfen mit dezentralen Sicherheitskontrollen müssen bis zu hundert Zugänge mit entsprechender Technik ausgerüstet werden.

Allerdings sind auch Umbauten im Gespräch, wodurch etwa Passagiere in die USA von anderen Reisenden separiert werden können. Es soll verhindert werden, dass Fluggäste, die wegen ihres Reiseziels besonders streng kontrolliert wurden, von anderen Reisenden etwas zugesteckt bekommen können.

Polizeigewerkschaften und SPD wiesen darauf hin, dass moderne Technik allein die Sicherheit nicht gewährleisten könne. Mitentscheidend sei auch, dass genügend Personal zur Verfügung stehe und nicht etwa Zeitarbeitsfirmen mit der Kontrolle beauftragt würden. Dort bestehe, so Polizeigewerkschaftschef Rainer Wendt, die Gefahr, dass unerkannt auch Islamisten beschäftigt würden.

(RP)
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