NSU-Prozess Nebenkläger wollen Dortmunder Neonazis als Zeugen anhören

München · Haben Dortmunder Neonazis das achte Mordopfer des NSU ausgespäht? Das wollen die Nebenkläger im Münchner Prozess wissen - und beantragen die Vernehmung zweier Neonazis und eines Fahnders aus Thüringen.

Stationen des NSU-Terrors
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Foto: dpa, Frank Doebert

Im NSU-Prozess haben mehrere Nebenkläger die Vernehmung zweier Neonazis aus Dortmund als Zeugen beantragt. Es geht dabei um die Frage, ob der "Nationalsozialistische Untergrund" dort Helfer hatte. Neonazis könnten vor Ort das achte Mordopfer Mehmet Kubasik ausgespäht haben, sagte Rechtsanwältin Antonia von der Behrens am Donnerstag im Münchner Prozess. Anwälte der Nebenkläger beantragten außerdem, einen Fahnder des Thüringischen Landeskriminalamtes laden zu lassen.

Kubasik war im April 2006 hinter der Theke seines Kiosks in der Dortmunder Nordstadt erschossen worden. Die Todesschützen waren nach Überzeugung der Anklage Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt. Die beiden Männer hatten sich 2011 umgebracht. Das NSU-Trio aus Mundlos, Böhnhardt und der Hauptangeklagten Beate Zschäpe soll von 2000 bis 2007 insgesamt zehn Menschen ermordet haben.

Chronologie: Was nach dem NSU-Desaster geschah
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Foto: dpa, fpt fdt

Von den Dortmunder Neonazis erhoffen sich die Nebenkläger Aufschluss über die Gründung einer konspirativen Zelle des Netzwerks "Combat 18" mit mindestens sieben Mitgliedern. "Combat 18" gilt als militanter Arm der rassistischen "Blood & Honour"-Szene in Chemnitz. Zu der Gruppe soll auch ein Brieffreund Zschäpes gehört haben. Sie hatte ihm mehrere Briefe aus der Untersuchungshaft in die Justizvollzugsanstalt Bielefeld-Senne geschickt.

Kurz nach dem Abtauchen des Trios im Januar 1998 hatte ein Fahnder des Thüringer LKA mit der Suche nach den Dreien begonnen. Dabei stieß er auf einen mutmaßlichen Unterstützer der "Blood & Honour"-Szene.
Nach Unterlagen der Nebenkläger soll der Mann von 1998 bis 2000 in Neuenrade bei Dortmund gewohnt haben.

Das ist Beate Zschäpe
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Der Chemnitzer hatte eingeräumt, das NSU-Trio zu kennen und mit Beate Zschäpe ein Verhältnis gehabt zu haben. Eine SMS-Nachricht, in der er einem Gesinnungsgenossen seinen Eindruck aus Dortmund schilderte und die ins Netz der Fahnder ging, lautete: "Bin gestern Nachmittag mal hier ein Stück gelaufen, nur Türken, da fällt dir nichts mehr ein."

(dpa)
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