Lotto-Gesellschaften erwarten Mehreinnahmen Neue Regeln fürs Glücksspiel in Deutschland

Berlin · Ab Sonntag gelten neue Regeln für das Glücksspiel in Deutschland. Die Lotto-Gesellschaften der Länder müssen sich mit privaten Anbietern messen, hoffen aber auch auf höhere Umsätze.

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Foto: AP

Die mit Umsatzeinbußen kämpfenden staatlichen Lotto-Gesellschaften hoffen mit dem neuen Glücksspielstaatsvertrag auf deutlich mehr Einnahmen. Sie wollen dabei auch von der Öffnung des Sportwetten-Marktes für private Konkurrenten profitieren und in dem Milliarden-Geschäft mit ihrem Anbieter Oddset mitmischen.

"Wir wollen - speziell durch diesen verbesserten Staatsvertrag - die Umsätze mittelfristig erhöhen", sagte Bayerns Lotto-Chef Erwin Horak der Nachrichtenagentur dpa in Berlin. "So stehen wieder mehr Erträge für das Gemeinwohl und den Breitensport bereit." Hierfür sei es wichtig, dass der neue Staatsvertrag auch konsequent vollzogen werde.

Der neue Glücksspielstaatsvertrag soll nach Zustimmung in mindestens 13 der 16 Bundesländer am 1. Juli in Kraft treten. Damit halten die Bundesländer am staatlichen Lottomonopol fest. Auf Druck der Wettbewerbshüter muss der Glücksspielmarkt aber für private Anbieter geöffnet werden. Für eine siebenjährige Experimentierphase sollen 20 Konzessionen an Sportwettenanbieter vergeben werden.

Der Steuersatz bei Sportwetten wird auf 5 Prozent auf die Einsätze gesenkt. Online-Casinospiele und Online-Poker bleiben verboten. Der Vertrieb von Sportwetten und Lotterien über das Internet wird aber wieder zugelassen. Die privaten Glücksspielanbieter werfen den staatlichen Gesellschaften vor, sich mit dem Vertrag auf Kosten der Konkurrenz sanieren zu wollen.

Im vergangenen Jahr stellten die Lottogesellschaften den Ländern Horak zufolge rund 2,5 Milliarden Euro für Breitensport, karitative und soziale Organisationen, Kunst, Kultur sowie Umwelt- und Denkmalschutz bereit. "Mittelfristig streben wir wieder mindestens drei Milliarden Euro an, davon 600 Millionen Euro für den Sport."

Private Sportwetten-Anbieter werden sich nach Einschätzung von Horak in erster Linie den Profisport als Kooperationspartner auswählen. Er habe den Eindruck, dass die Lotteriegesellschaften mit dem Breitensport weiter machen wollen und sich entsprechend bemühen. "Aber das ist natürlich auch eine Frage der vorhandenen Werbemöglichkeiten."

Der staatliche Sportwettenanbieter Oddset will sich in der Rechtsform einer GmbH neu aufstellen. Mittelfristig wird ein Umsatz von einer Milliarde Euro angestrebt - nach zuletzt etwa 175 Millionen Euro. "Oddset stellt sich dem künftigen Wettbewerb und wird sich um eine Konzession bewerben", sagte Horak. "Wir sind zuversichtlich, dass wir sie auch von den Ländern zugesprochen bekommen." Oddset werde sich dann auch als Sponsoring-Partner am Markt betätigen.

Die Umsatzeinbußen der staatlichen Lottogesellschaften begründete Horak mit dem seit 2008 geltenden Verbot von Internet-Glücksspielen.
"Lotto und Oddset haben sich daran gehalten." Kommerzielle Anbieter hätten weiter illegal im Internet Angebote gemacht. Während zudem Oddset Abgaben in Höhe von 32 Prozent leiste, würden die von Malta oder Gibraltar aus agierenden illegalen Anbieter dort nur eine Steuerlast von 0,5 Prozent tragen und in Deutschland nichts zahlen.

Ein Vertragsverletzungsverfahren der EU-Kommission befürchtet Horak trotz der von Brüssel aufgeworfenen Fragen zum neuen Staatsvertrag nicht. Aus Sicht des Lotto-Chefs ist für Brüssel eher der Umgang mit Automaten in Spielhallen das größere Problem. "Hierauf wird Brüssel das Hauptaugenmerk legen - auf dieses Nicht- Zusammenpassen von regulierten Lotterien und Sportwetten und quasi unregulierten Spielautomaten."

Die neue Koalition in Schleswig-Holstein will das von Schwarz-Gelb erlassene eigene Landes-Glücksspielgesetz mit einer weitergehenderen Liberalisierung wieder kippen und dem Staatsvertrag der anderen 15 Länder beitreten. Zuvor will die "Dänen-Ampel" in Kiel prüfen, wie sie das alte Gesetz ohne Schadenersatz aufheben kann. Erste Lizenzen an private Sportwettenanbieter waren vor der Wahl am 6. Mai vergeben worden.

(dpa)
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