Katastrophe in Nachterstedt Neue Risse — Experten erwarten zweiten Erdrutsch

Nachterstedt (RPO). Die Stadt Nachterstedt in Sachsen-Anhalt muss sich womöglich auf einen weiteren Erdrutsch vorbereiten. Nachdem erneut Risse aufgetreten sind, glauben Experten an weitere Erdbewegungen.

Häuser rutschen in Erdkrater
22 Bilder

Häuser rutschen in Erdkrater

22 Bilder

Es sei nicht auszuschließen, dass auch das "halbe Haus" in den nächsten Tagen abrutschen werde, sagte der Sprecher der Lausitzer- und Mitteldeutschen Bergbauverwaltungsgesellschaft (LMBV), Uwe Steinhuber, am Montag im ZDF-"Morgenmagazin". Das betroffene Gebäude steht direkt an der Unglücksstelle und wurde bereits zur Hälfte in die Tiefe gerissen.

Es werde "alles Menschenmögliche" getan, um die Vermissten weiter zu suchen und zu orten, fügte Steinhuber hinzu. Nach seinen Angaben wird am Montag auch ein Pionierbataillon der Bundeswehr zum Einsatz kommen.

Die LMBV werde im Laufe des Tages ein Kontaktbüro am Unglücksort einrichten, um "unbürokratische, schnelle Lösungen" für die Betroffenen zu finden, sagte er. Zur Ursache könne noch nichts Abschließendes gesagt werden. Das würden die Gutachter erst in den nächsten Wochen und Monaten nach Auswertung der Daten tun können.

Die Rettungskräfte suchten in der Nacht zum Montag mit hochauflösenden Wärmekameras und Nachtsichtgeräten nach den drei Vermissten. Es wurden jedoch keine Lebenszeichen entdeckt, wie der Katastrophenstab mitteilte.

Nach Angaben des Landkreises soll nun ein Pionierbataillon prüfen, ob die Unglückstelle von der Seeseite her erreichbar sein könnte. In der Nacht zum Montag gab es keine weiteren Erdabbrüche.

Am Sonntagabend hatten Anwohner persönliche Dinge aus ihren gesperrten Häusern holen können. Unter Begleitung von Rettungskräften durften sie für eine halbe Stunde um erstmals seit dem Unglück von Samstagmorgen ihre einsturzgefährdeten Häuser wieder betreten. Gegen 21.30 Uhr kehrten die Anwohner mit Kisten und Säcken bepackt wieder auf sicheres Gelände zurück.

Der Erdrutsch hat in Nachterstedt zwei Häuser mehr als 100 Meter in die Tiefe gerissen und drei Menschen begraben. Die Erde brach auf Hunderte Meter weg und stürzte in einen angrenzenden See. Das Gebiet wurde zur Katastrophenregion erklärt.

Die Bewohner der beiden in die Tiefe gerissenen Häuser wurden im Schlaf von dem Unglück überrascht. Verschüttet wurden eine 48-jährige Frau und zwei Männer im Alter von 50 und 51 Jahren.

Wegen der Gefahr weiterer Erdrutsche mussten 44 Menschen ihre Häuser verlassen. Diese sind auf unabsehbare Zeit - möglicherweise nie wieder - unbewohnbar. Der nahe liegende Concordia-See entstand durch die Flutung des früheren Bergbaulochs und wird als Erholungsgebiet genutzt.

(DDP/seeg)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort