Fall des Pflegers Niels H. Sechs Klinikmitarbeiter wegen Patientenmord-Serie angeklagt

Oldenburg · Nach der Mordserie in zwei Krankenhäusern durch den Ex-Pfleger Niels H. hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen sechs frühere Mitarbeiter einer Klinik in Delmenhorst erhoben.

 Niels H. wurde bereits zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.

Niels H. wurde bereits zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.

Foto: dpa, crj hpl jol

Sie seien 2005 nach dem Auftauchen konkreter Verdachtsmomente nicht eingeschritten und hätten damit drei weitere Tötungen sowie zwei Tötungsversuche ermöglicht, erklärten die Anklagebehörde und die Polizei im niedersächsischen Oldenburg. Ihnen wird Totschlag durch Unterlassen vorgeworfen. "Die Anklage geht davon aus, dass die Angeschuldigten die Taten von Niels H. billigend in Kauf nahmen. Sie sollen aus Angst um die Reputation der Klinik und aus Angst, sich dem Vorwurf der falschen Verdächtigung auszusetzen, untätig geblieben sein", teilten die Ermittler mit.

H. ist inzwischen in zwei Prozessen wegen Mordes, versuchten Mordes sowie gefährlicher Körperverletzung im Zusammenhang mit dem Tod von sechs Patienten verurteilt worden und verbüßt eine lebenslange Freiheitsstrafe. Die Ermittler gehen derzeit davon aus, dass H. zwischen 2003 und 2005 an dem Delmenhorster Krankenhaus 36 schwerkranke Patienten der dortigen Intensivstation mit Hilfe von Medikamenten umbrachte.

Außerdem gilt er bei sechs weiteren Todesfällen in einem Krankenhaus in Oldenburg als dringend tatverdächtig, in dem er zuvor gearbeitet hatte. Die Ermittlungen zu der Mordserie laufen noch. Seit Monaten werden hunderte alte Patientenfälle überprüft.

Bei den sechs Angeklagten handelt es sich demnach um den damaligen Stationsleiter und seine beiden Stellvertreterinnen, einen Pfleger und zwei Oberärzte im Alter zwischen 47 und 67 Jahren. Im Fall einer Verurteilung drohen ihnen mindestens fünf Jahre Haft.

Nach Darstellung der Anklage hätten die Beschuldigten spätestens ab Mai oder Juni 2005 zum Schutz der Patienten reagieren müssen, weil sie konkrete Verdachtsmomente gehabt hätten. Dieser blieb gleichwohl bis zu einem regulären Urlaub Ende Juni im Dienst. In dieser Zeit soll er erneut drei Patienten getötet und es bei zwei weiteren versucht haben. Während seines Urlaubs wurde H. schließlich festgenommen.

(crwo/afp)
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