"Pegida" Schneider: "Christen haben bei diesen Demos nichts zu suchen"

Düsseldorf · Wie mit den Anti-Islam-Demos umzugehen ist, treibt Kirchen und Politik um. Der Streit um "Pegida" ist auch ein Grund für den offenen Machtkampf bei der AfD. Der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland findet deutliche Worte.

Das ist Nikolaus Schneider
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Vor den erneuten "Pegida"-Demonstrationen wächst der Widerstand gegen die Anti-Islam-Bewegung. "Pegida" sei "von der Zielsetzung her unchristlich", sagte der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider, unserer Redaktion: "Wir können nicht das Abendland verteidigen, indem wir den Islam als Feind ausrufen."

Teil der abendländischen Werte sei auch das Eintreten für Flüchtlinge. Schneiders Fazit: "Christen haben auf diesen Kundgebungen nichts zu suchen." Er lobte die Ankündigung des Kölner Domkapitels, während der geplanten "Pegida"-Demonstration am Abend die Beleuchtung der Kathedrale auszuschalten: "Das ist eine pfiffige Aktion, pragmatisch und trotzdem ernsthaft."

Eine erneute "Pegida"-Kundgebung ist in Dresden geplant; Gegendemonstrationen sollen in Köln, Dresden und Stuttgart stattfinden. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte zu Neujahr davor gewarnt, sich an den Protesten zu beteiligen. SPD-Chef Sigmar Gabriel sagte in der "Bild am Sonntag" zu den "Pegida"-Organisatoren: "Anständige Leute laufen solchen Typen nicht hinterher." Die Politik müsse sich jedoch auch mit denen beschäftigen, "die den Eindruck haben, in unserem Land kein Gehör mehr zu finden". Ähnlich äußerte sich die CSU.

Der Streit um den Umgang mit "Pegida" ist auch ein Grund für den offenen Machtkampf bei der AfD. Die beiden Ko-Vorsitzenden von Parteichef Bernd Lucke, Frauke Petry und Konrad Adam, stellten sich in einem Brief gegen dessen Pläne, sich über eine Satzungsänderung den Posten des alleinigen Vorsitzenden zu sichern.

Die Autoren fordern Lucke zugleich auf, sich in der Öffentlichkeit auf die Themen EU-Strukturreform und Euro-Rettungspolitik zu konzentrieren. Nach Medienberichten wollen sie die Partei auch für Menschen attraktiver machen, "die eine islamische Überfremdung fürchten". Zu den Unterzeichnern gehört demnach auch der NRW-Landesvorsitzende Marcus Pretzell.

(fvo)
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