Nach neuen Verzögerungen Ankläger und Verteidiger wollen Teil des NSU-Prozesses abtrennen

München · Monatelang hat sich der NSU-Prozess verzögert. Nun steht er möglicherweise vor einem Scheidepunkt: Sowohl die Bundesanwaltschaft als auch ein Anwalt des mutmaßlichen Terrorhelfers Ralf Wohlleben haben beantragt, das Verfahren gegen den Mitangeklagten André E. abzutrennen.

 Die Angeklagte Beate Zschäpe im Oberlandesgericht neben ihrem Anwalt (Archivbild vom 09.01.2018).

Die Angeklagte Beate Zschäpe im Oberlandesgericht neben ihrem Anwalt (Archivbild vom 09.01.2018).

Foto: dpa, kne exa sja

Bundesanwalt Herbert Diemer warf E.s neuem Anwalt Daniel Sprafke vor, das Verfahren "bis zum Sankt-Nimmerleinstag" verzögern zu wollen. "Das kann so nicht weitergehen", sagte Diemer am Dienstag in München.

Auslöser für die neue Debatte waren neue Beweisanträge Sprafkes. Am Dienstag vernahm das Oberlandesgericht auf seinen Antrag hin überraschend einen Zeugen, mit dem E. ein Stück weit aus der Defensive kommen wollte. Dieser konnte sich aber nicht an Zeitpunkt und Details eines bestimmten Treffens mit E. erinnern. Anschließend kündigte Sprafke einen weiteren Beweisantrag an - woraufhin Diemer und Wohllebens Anwalt Olaf Klemke die Abtrennung des Verfahrens gegen E. beantragten.

Plädoyers verzögern sich weiter

Wie sich das Gericht verhält, war zunächst unklar - es zog sich zunächst zu Beratungen zurück. Der seit langem geplante Beginn der Verteidiger-Plädoyers verzögerte sich damit weiter.

Hauptangeklagte ist die mutmaßliche Rechtsterroristin Beate Zschäpe. Die heute 43-Jährige soll eines von drei gleichberechtigten Mitgliedern des "Nationalsozialistischen Untergrunds" gewesen sein und nach dem Willen der Anklage als Mittäterin an sämtlichen Verbrechen der Gruppe bestraft werden. Dazu zählen zehn Morde, neun davon aus rassistischen Motiven. Auf der Anklagebank sitzen neben Zschäpe, Wohlleben und E. noch zwei weitere Mitangeklagte.

(oko)
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