Die Verwandschaft schämte sich Obdachloser macht mit Flaschenpfand Millionen

Stockholm (RP). In Skelefteå kannte jeder den Obdachlosen Curt Degermann. Mit seinem Fahrrad zog er von Mülltonne zu Mülltonne, füllte seine Plastiktüten mit Pfandflaschen und später auch mit Pfanddosen. Im lokalen Supermarkt tauschte er sie gegen Kronen ein. Kleinstbeträge waren das. Doch Degerman war hartnäckig. Und machte ein Vermögen.

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Foto: ddp

Nach seinem Tod hinterließ der 60-Jährige 13 Millionen Kronen (1,2 Mio. Euro). Geld, das seine Verwandtschaft, die nie etwas von Degermann wissen wollte, gut gebrauchen kann — und deshalb ums Erbe streitet.

"Niemand versteht, warum Curt so lebte wie er lebte, obwohl er Millionär war", sagt die 32-jährige Helena Westermark aus Skelefteå. Neben den Pfandflaschen sammelte Degermann vor allem Wissen an — über die Welt der Börsen. Die Bildung zahlte sich aus, der Schwede entwickelte sich zum Investitionsexperten und baute ein respektables Vermögen auf.

Die Verwandten aber schämten sich für das vermeintlich schwarze Schaf der etwas feineren Familie. Nur ein Cousin hatte Mitleid und suchte den psychisch verwirrten Mann wöchentlich auf, spendierte ihm eine Mahlzeit und vor allem menschliche Wärme. In einem Testament macht ihn Curt zum Alleinerben. Nun klagt die neidische Verwandtschaft vor Gericht.

Der nette Cousin bleibt jedoch ein Menschenfreund. Er kündigte an, einen Vermittlungsvorschlag des Gerichts anzunehmen und das Erbe aufzuteilen. "Auch ich war überrascht. Curt gönnte sich nichts. Aber er hatte ein gutes Gedächtnis, er konnte sich jede Kleinigkeit merken, auch wenn er etwas anders war als andere Menschen. Er konnte tatsächlich sämtliche Aktienkurse auswendig", sagt der Cousin, der das eher für eine sympathische Macke hielt. Sympathischer zumindest als der Rest der Verwandtschaft: Unter den Klägern soll sich auch Curt Degermanns 92-jähriger Vater befinden.

(RP)
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