Missbrauchsskandal Odenwaldschule: Eltern geraten in die Kritik

Hamburg/Heppenheim (RPO). Im Skandal um jahrelangen Missbrauch an der Odenwaldschule geraten jetzt auch die Eltern in die Kritik. Der ehemalige Schüler Johannes von Dohnanyi wirft manchen Eltern vor, "durch ihr Desinteresse, ihre Gleichgültigkeit, ihren Egoismus und ihre Gefühlskälte zu Mitschuldigen, ja sogar Mittätern" geworden zu sein.

Missbrauch an der Odenwaldschule
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Das berichtet "Die Zeit" am Mittwoch. "Das Extrem ihres Versagens steht Pars pro Toto für die Mängel und Verfehlungen einer ganzen Elterngeneration", heißt es weiter.

Von Dohnanyi war den Angaben zufolge von 1967 bis 1971 Schüler an der Odenwaldschule, sein Vater ist der frühere Bundesbildungsminister Klaus von Dohnanyi (SPD). Der Journalist zitiert aus der Mail eines Missbrauchsopfers, in der es heißt: "Ohne die Gefühlskälte und die Gleichgültigkeit unserer Eltern wäre all dies nicht möglich gewesen."

Von Dohnanyi sieht dem Bericht zufolge in den familiären Verhältnissen eine Erklärung dafür, warum Schüler sich nicht gegen die sexuellen Übergriffe von Lehrern gewehrt hätten. Für viele Opfer sei es die erste Erfahrung von Zuwendung und menschlicher Nähe überhaupt gewesen. Der Journalist schreibt, noch heute reagierten viele Eltern "eiskalt". Wer sich habe anfassen lassen, sei selbst schuld gewesen, laute eine typische Antwort. Er selbst sei nicht missbraucht worden.

In den vergangenen Wochen hatten Berichte für Aufsehen gesorgt, denen zufolge an der reformpädagogisch orientierten Odenwaldschule bis in die 90er Jahre Schüler von Lehrern sexuell missbraucht worden seien. Nach Angaben Kaufmanns wurden mehr als acht Lehrer von Ex-Schülern belastet. Die Zahl der mutmaßlichen Missbrauchsopfer liegt bei etwa 40.

(DDP/can)
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