Nach Razzia gegen Rechtsterroristen Vier "Oldschool Society"-Verdächtige in Untersuchungshaft
Karlsruhe · Nach der Razzia gegen die Terrorgruppe "Oldschool Society" sitzen inzwischen vier mutmaßliche Rechtsterroristen in Untersuchungshaft. Im Visier der Gruppe war offenbar ein Asylbewerberheim in Sachsen – und einer der Männer war bei der NPD.
Zwischen der zerschlagenen Terrorgruppe "Oldschool Society" (OSS) und der rechtsextremen NPD hat es personelle Verbindungen gegeben. Wie der nordrhein-westfälische Verfassungsschutz am Donnerstag mitteilte, engagierte sich der mutmaßliche OSS-Vizechef Markus W. im Dürener Kreisverband der Partei.
Der am Mittwoch festgenommene 39-Jährige lebte bis 2010 in NRW. Während dieser Zeit war er den Angaben zufolge auch in der 2012 verbotenen Neonazi-Gruppe "Kameradschaft Aachener Land" aktiv. Gegen die NPD läuft ein Verbotsverfahren beim Bundesverfassungsgericht. Die Länder halten sie für verfassungsfeindlich.
Spezialeinheiten der Polizei hatten die bisher unbekannte OSS am Mittwoch zerschlagen. Bei Razzien in fünf Bundesländern nahmen Spezialeinheiten vier Verdächtige fest, drei Männer und eine Frau. Sie sollen sich Sprengmittel besorgt und Anschläge auf bekannte Salafisten, Moscheen und Asylbewerberheime geplant haben.
Bereits am Mittwoch zwei Männer in Untersuchungshaft
Markus W. war in Sachsen festgenommen worden. Am Donnerstagnachmittag ordnete der Ermittlungsrichter in Karlsruhe auch gegen ihn sowie eine ebenfalls in Sachsen festgenommene 22-jährige Frau Untersuchungshaft an. Damit sind alle vier Verdächtigen inhaftiert.
Nach Einschätzung des Vorsitzenden der Innenministerkonferenz, Roger Lewentz (SPD), ist von der rechtsextremistischen Gruppe eine große Bedrohung für die innere Sicherheit ausgegangen. Sicherheitsbehörden zufolge waren die Anschlagspläne der Gruppe weit fortgeschritten.
"Wir hatten wegen ihrer Gewaltfantasien Sorge, dass sie völlig durchdrehen", sagte der Chef des nordrhein-westfälischen Verfassungsschutzes, Burkhard Freier, der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung". "Ihre Planungen waren so weit fortgeschritten, dass man eingreifen musste", fügte er an. "Es handelt sich bei ihnen um Personen, die nicht über eine hohe Intelligenz verfügen, sondern eher dumpf sind." Freier zufolge gehörten der OSS etwa zehn Mitglieder an, die per Internet kommunizierten, sich aber auch persönlich trafen.
Ermittlungen gegen fünf weitere Verdächtige
Die "Leipziger Volkszeitung" zitierte Polizeikreise, wonach ein Angriff auf ein Asylbewerberheim im sächsischen Borna am kommenden Wochenende gerade noch habe verhindert werden können.
Sachsens Verfassungsschutzchef Gordian Meyer-Plath wies indes den Vorwurf einer "Sehschwäche" seines Landesamtes zurück. Dass die Gruppe nicht im Verfassungsschutzbericht erwähnt wurde, sei aufgrund der laufenden Ermittlungen und bevorstehender exekutiver Maßnahmen gegen OSS-Mitglieder nicht verwunderlich, sagte er. Die Bundesanwaltschaft ermittelt noch gegen fünf weitere Verdächtige. Sie wurden bisher nicht festgenommen.