Auch ein Holocaust-Leugner profitiert Papst rehabilitiert konservative Bischöfe

Rom (RPO). Nach über 20 Jahren hat Papst Benedikt XVI. die Exkommunizierung von vier Bischöfen einer traditionalistischen Glaubensgemeinschaft aufgehoben. Die Entscheidung sorgt in der jüdischen Gemeinschaft für Empörung, weil einer der Bischöfe, der Brite Richard Williamson, jüngst in einem Interview den Holocaust geleugnet hatte.

 Der Papst sieht sich zunehmend starker Kritik an seinem Kurs ausgesetzt.

Der Papst sieht sich zunehmend starker Kritik an seinem Kurs ausgesetzt.

Foto: AP, AP

Damit ist der Papst einen weiteren Schritt auf die Priesterbruderschaft Pius X. des ultrakonservativen französischen Erzbischofs Marcel Lefebvre zugegangen.

Williamson hatte im schwedischen Fernsehen behauptet, es gebe erdrückendes historisches Beweismaterial, das gegen die mutwillige Vergasung von sechs Millionen Juden während des Zweiten Weltkriegs spreche. Es seien vielleicht 200.000 bis 300.000 Juden in Konzentrationslagern umgekommen, aber kein einziger von ihnen sei vergast worden.

Das Interview wurde bereits im November in Deutschland aufgezeichnet und am Mittwochabend ausgestrahlt. Die Staatsanwaltschaft Regensburg eröffnete inzwischen ein Ermittlungsverfahren wegen Volksverhetzung.

Jüdische Organisationen, darunter auch der oberste Rabbiner von Rom, protestierten vehement gegen die Aufhebung der Exkommunizierung des britischen Geistlichen. Vatikansprecher Federico Lombardi erklärte jedoch, es gehe hier ausschließlich darum, die Anhänger Lefebvres wieder in die Kirche zu integrieren. Die Entscheidung bedeute nicht, dass der Vatikan die Ansichten Williamsons teile. "Das hat mit der Aufhebung der Exkommunizierung nichts zu tun", sagte Lombardi.

"Vatikan muss politische Folgekosten tragen"

Shimon Samuels vom Simon-Wiesenthal-Zentrum in Paris erklärte indessen, man verstehe zwar den Wunsch des Papstes nach Einheit der Kirche, doch die Wiederaufnahme Williamsons werde dem internationalen Ansehen des Vatikans zum Nachteil gereichen - zumal der Papst Deutscher sei. Der Vatikan werde die "politischen Folgekosten" tragen müssen.

Führende Rabbiner forderten, der Papst müsse Williamsons Aussage klar verurteilen. Katholische Theologen bestätigten unterdessen, dass die Leugnung des Holocausts nach dem Kirchenrecht kein Grund für eine Exkommunizierung sei. Eine Lüge sei noch keine Häresie.

Zollitsch hofft auf weitere Annäherung

Deren gegenwärtiges Oberhaupt, der ebenfalls rehabilitierte Bischof Bernard Fellay, dankte Benedikt für den Entschluss. Dies helfe der gesamtem katholischen Kirche. Fellay distanzierte sich auch von Williamsons Äußerungen zum Holocaust. Dessen Amt verleihe ihm nur die Autorität, sich zu Fragen des Glaubens zu äußern.

(AP)
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