Kardinal Karl Lehmann Papst über Limburg "erstaunlich gut informiert"

Frankfurt/Vatikanstadt · Papst Franziskus verfolgt offenbar ernsthaft interessiert die Entwicklung im Bistum Limburg. Nach dem Eindruck des Mainzer Kardinals Karl Lehmann ist er über die Situation gut im Bilde.

So leben die deutschen Bischöfe
15 Bilder

So leben die deutschen Bischöfe

15 Bilder
Foto: dpa, Uwe Zucchi

Franziskus sei "erstaunlich gut und authentisch informiert", sagte Lehmann im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) nach seiner ersten großen Audienz bei Papst Franziskus am Wochenende.

Der Präfekt des Päpstlichen Hauses, Erzbischof Georg Gänswein, erwartet eine Entlastung von Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst durch die von der Bischofskonferenz eingesetzte Kommission.

"Ich glaube sehr wohl, dass die Untersuchung Vorwürfe bezüglich Geldverschwendung, Nichtkommunikation und Überspringung von Kontrollorganen zu Gunsten des Bischofs ausräumen wird", sagte Gänswein in einem Interview der Online-Ausgabe der "Mittelbayerischen Zeitung" in Regensburg.

Der honduranische Kardinal Oscar Rodríguez Maradiaga hält die Rückkehr des Limburger Bischofs in sein Bistum allerdings für ausgeschlossen. "Ich weiß, dass viele Gläubige im Bistum Limburg verletzt sind. Um offene Wunden zu heilen, schütte ich keinen Alkohol darauf", sagte der Erzbischof von Tegucigalpa dem "Kölner Stadt-Anzeiger".

Er leide mit den deutschen Katholiken an den Problemen in Limburg, so der Koordinator der Kardinalskommission, die im Auftrag des Papstes an Strukturreformen der Kirchenleitung arbeitet. "Wenn einer Fehler gemacht hat, soll er sich dazu bekennen, um Entschuldigung bitten und sich einen anderen Platz suchen", führte Maradiaga mit Blick auf Tebartz weiter aus.

Auch der Limburger Generalvikar Wolfgang Rösch zeigte sich weiterhin skeptisch. Die Frage, ob Tebartz-van Elst rechtliche oder moralische Vorwürfe gemacht werden könnten, sei wichtig. Wichtiger aber noch werde die Frage sein, ob er sein Amt noch fruchtbar werde ausüben können. Das Bischofsamt sei immer ein Amt im Dienst an der Einheit. "Es wird schwierig werden, eine Einheit zu stiften", so Rösch.

Lehmann betonte im KNA-Interview, die Sache müsse möglichst bald zu einer Klärung kommen, damit die kirchliche Aufbruchsstimmung nicht gefährdet werde. Denn der Vorgang fördere Misstrauen und eine feindselige Grundstimmung gegenüber der Kirche.

"Ich habe ihm gesagt, dass ich den Limburger Bischof für einen sehr klugen, gut ausgebildeten, kommunikativen und höflichen Menschen halte, bei dem ich nie etwas von verschwenderischem Protz erlebt habe", sagte Lehmann mit Blick auf die Papst-Audienz. Allerdings habe eine gewisse Geheimhaltungspolitik den Vorgang belastet, und "eine Medienkampagne hat ihn geschürt."

Tebartz-van Elst hält sich aufgrund einer Entscheidung des Papstes seit Ende Oktober für unbestimmte Zeit außerhalb seines Bistums auf. In dieser Zeit überprüft eine kirchliche Kommission Vorwürfe zum Bauprojekt auf dem Limburger Domberg; der Prüfbericht soll Ende des Monats vorliegen. Die Verwaltung des Bistums während der Abwesenheit des Bischofs hat Generalvikar Rösch übernommen.

Rösch sagte der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung", die Rückkehr des Bischofs in seine Diözese sei "noch immer offen". Ihm sei nicht immer klar, wer letztlich die Entscheidung für das Bistum und den Bischof treffen werde, "der Papst selbst, der für Bischöfe zuständige Präfekt oder andere Würdenträger". Ihm wäre es lieb, wenn der Bericht der Prüfkommission möglichst rasch, und ohne vorher an die Öffentlichkeit gelangt zu sein, in Rom vorliegen werde. Zugleich betonte er, man solle den Bericht nicht überbewerten. Er sei nur ein Element von vielen zur Bewertung der Krise und ihrer Ursachen.

Gänswein sagte, das Kommissionsergebnis müsse der Bischofskongregation in Rom vorgelegt werden. "Erst danach und nach reiflicher Überlegung wird der Heilige Vater selbst die Entscheidung fällen."

(KNA)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort