Sexueller Missbrauch Pfarrer gesteht weitere Übergriffe

Salzgitter/Braunschweig (RPO). Der 46 Jahre alte Pfarrer, der am Wochenende wegen des Verdachts auf sexuellen Missbrauch eines Jungen festgenommen worden war, hat zugegeben, ein weiteres Kind und einen Jugendlichen missbraucht zu haben.

Der Geistliche habe dies in seiner Vernehmung "im Wesentlichen" gestanden, teilten die Ermittler am Montag in Braunschweig mit. Die Polizei habe inzwischen eine Sonderkommission namens "Peccantia" (lateinisch für Sünde) eingerichtet. Diese solle vor allem prüfen, ob der Mann eventuell noch weitere Opfer missbraucht haben könnte.

Der Geistliche war am Samstag nach einer Wohnungsdurchsuchung festgenommen worden und befindet sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft derzeit aufgrund von "Wiederholungsgefahr" in Untersuchungshaft.

Grundlage der Durchsuchung und der Ermittlungen war die Anzeige eines Jungen, an dem sich der Verdächtige nach Angaben der zuständigen Staatsanwaltschaft in Braunschweig seit 2004 "in einer Vielzahl von Fällen" vergangenen haben soll. Die Taten räumte der Beschuldigte nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft ebenfalls "im Wesentlichen" ein. Der missbrauchte Junge war zur Zeit der Übergriffe zehn Jahre alt.

Das Bistum Hildesheim beurlaubte den Pfarrer nach eigenen Angaben vom Montag bis auf Weiteres von allen seinen Ämtern. "Falls sich die Vorwürfe gegen unseren Geistlichen tatsächlich bestätigen sollten, wäre dies eine furchtbare Verletzung von Vertrauen", erklärte Weihbischof Heinz-Günter Bongartz.

Das Amtsgericht Salzgitter ordnete am Samstag auf Antrag der Staatsanwaltschaft Untersuchungshaft an. Am Sonntag wollte der Priester eigentlich mit Jugendlichen zu einer Freizeit in den französischen Wallfahrtsort Taizé aufbrechen. Die Reise wurde nach der Festnahme des Mannes kurzfristig abgesagt.

Nach einem Bericht der "Braunschweiger Zeitung" hat sich 2007 in der Wohnung des Priesters im Pfarrhaus ein junger Mann erschossen. Er soll dort Wohnrecht gehabt haben. Ein Teil der katholischen Gemeinde habe sich seit diesem Vorfall um einen neuen Pfarrer bemüht. "Es gab Knatsch, wir wollten ihn weghaben und haben uns an das Bistum Hildesheim gewandt", zitiert das Blatt ein Gemeindemitglied.

Das Bistum Hildesheim hat erklärt, sich aktiv an der Aufklärung der Vorwürfe gegen den Priester zu beteiligen. Nach Angaben eines Sprechers waren dem Bistum bereits vor einem Jahr Vorwürfe gegen den verhafteten Pfarrer wegen angeblich distanzlosen Verhaltens gegenüber einer Person bekanntgeworden. Daraufhin habe man die Staatsanwaltschaft gebeten, den Verdacht eines etwaigen Missbrauchs zu prüfen. Die Ermittlungsbehörde habe damals aber keinen Anhaltspunkt für einen Anfangsverdacht gesehen.

(dapd/jre/afp)
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