Harte Arbeitsbedingungen für Lkw-Fahrer Pinkel-Pause bei Tempo 80

Düsseldorf (RPO). Nach den zuletzt schweren Lkw-Unfällen auf NRW-Autobahnen ist die Diskussion um die überhöhten Belastungen der Brummi-Fahrer und die daraus resultierenden Konsequenzen für die Verkehrssicherheit entbrannt. Die Arbeitsbedingungen der Fahrer sind offenbar katastrophal - viele müssen sogar während der Fahrt ihre Notdurft verrichten.

Schwerer Unfall auf der A 40
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Schwerer Unfall auf der A 40

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Düsseldorf (RPO). Nach den zuletzt schweren Lkw-Unfällen auf NRW-Autobahnen ist die Diskussion um die überhöhten Belastungen der Brummi-Fahrer und die daraus resultierenden Konsequenzen für die Verkehrssicherheit entbrannt. Die Arbeitsbedingungen der Fahrer sind offenbar katastrophal - viele müssen sogar während der Fahrt ihre Notdurft verrichten.

Erst am Freitag war ein Lkw-Fahrer bei einem Auffahrunfall auf der A 40 bei Straelen ums Leben gekommen. Zwei Tage später ereigneten sich zwei weitere Unfälle: Auf der A 31 nahe Gescher verbrannte ein LKW-Fahrer in seinem Wagen. Zuvor war er auf eine Kehrmaschine der Autobahnmeisterei, die sich auf dem Standstreifen befand, aufgefahren. Im Sauerland ging ein Lkw in Flammen auf.

Im Zuge der tragischen Unglücke mussten sich Lkw-Fahrer kürzlich einen Sturm der Kritik seitens einiger Medien gefallen lassen. Sie würden während der Fahrt fernsehen, bei Tempo 80 Zeitung lesen oder mit den Füßen lenken, um ihren Rücken zu entlasten. "Solche Vorwürfe sollte man nicht pauschalisieren, da geht es höchstens um Einzelfälle", sagt Bernhard Meier vom Landesbetrieb Straßenbau NRW jedoch.

Die Schilderungen des Experten werfen ein etwas anderes Licht auf die Problematik. Er prangert die Bedingungen, unter denen Brummi-Fahrer tagtäglich arbeiten müssen, an. Meier: "Unsere Mitarbeiter müssen vermehrt mit Urin gefüllte Plastikflaschen von der Autobahn entfernen. Wenn Fahrer nicht mal mehr für ihre Notdurft Zeit haben, wie gut kann es ihnen da gehen?"

Hinzu kommen weitere Hindernisse für die Lkw-Fahrer: An den Rastplätzen mangelt es (noch) an Stellplätzen. Viele stehen in der zweiten Reihe oder müssen abseits der Autobahn nach einer Park-Gelegenheit suchen.

Andere überlegen es sich ob der Zustände sogar ganz anders - und fahren weiter. Überschrittene Lenkzeiten sind oft die Folge, Übermüdung und Konzentrationsmangel bleiben nicht aus. Am Wochenende herrscht für die meisten Brummis zudem Fahrverbot, auch das erhöht den Zeitdruck.

Natürlich spielen auch andere Faktoren bei den Unfällen eine Rolle: "Baustellen sind immer Gefahrenpunkte", weiß Meier. Momentan gibt es auf den NRW-Straßen über 100 Baustellen, nur 25 bis 35 sind allerdings relevant für den Verkehrsfluss. Insgesamt räumt der Experte jedoch ein, dass die Anzahl der Dauerbaustellen - ausgenommen sind hier Tagesbaustellen - im Mai zehn bis 15 Prozent über dem vergleichnaren Wert des Vorjahres lag.

Nur eine kleine Unfallgefahr bestehe laut Meier bei Baustellen, durch die der Verkehr "homogen", also mit gleichem Tempo und bei gleicher Spuranzahl fließen könne. Kommt es allerdings zu Spurverengungen oder ähnlichen Besonderheiten, steigt auch die Wahrscheinlichkeit eines Unfalls.

Würde man eine Rangliste der Autobahnen aufstellen, auf denen es in NRW die meisten Unfälle gibt, lägen laut Meier die am stärksten belasteten Abschnitte der A2, der A40 sowie der A1 im vorderen Bereich. Von den vielzitierten "Todesstrecken" will Meier deshalb aber nichts wissen. "Bei dem Unfall auf der A40 handelte es sich um einen Auffahrunfall, der natürlich spektakulär war", meint er: "Auf der A31 ist der Lkw gegen eine unserer Kehrmaschinen gefahren. Was der Fahrer sich da gedacht hat, weiß ich auch nicht."

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